Erfahrungsberichte
Hier finden Sie Erfahrungsberichte zum Einsatz der Peter Hess®-Klangmethoden aus unterschiedlichen Arbeitsfeldern:
Erfahrungsbericht über meine Ausbildung zur Peter Hess®-Klangmassagepraktikerin
von HARRIET OERKWITZ, 23. FEBRUAR 2012, Foto: Monika Preuss
In der vergangenen Woche besuchte ich die Intensivausbildung zur Peter Hess®-Klangmassagepraktikerin in der Schule und Rhön-Akademie Schwarzerden in Gersfeld (Nähe Fulda), einem Seminarstandort des Peter Hess® Instituts. Eine Woche lang untersuchte ich unter Seminarleitung von Peter Hess die Wirkungen verschiedener Klangschalen-Klänge – in aller ersten Linie – auf meinen eigenen Körper. Bereits wenige Monate zuvor genoss ich bereits eine 25-minütige Schnupper-Massage, die mir in Anbetracht des damaligen Umfeldes – wir befanden uns auf dem 5. Klang-Kongress in einem großen Kongress-/Freizeitzentrum – lediglich ein kurzes Staunen („Interessant.”) entlockte.
Nach einer Einführung in die Geschichte und Motivation des Klangmassage-Pioniers Peter Hess befanden wir uns schon am ersten Abend in vielerlei praktischen Übungen und Spielen, die unsere Ausbildungsgruppe von 24 Teilnehmern, zwei Hospitanten und zwei Kursleitern zu einer harmonischen Gemeinschaft zusammenfügten. Dazu gesellten sich jeweils drei Klangschalen – Universalschale, Herzschale und Beckenschale – , ein Schlegel und Anregungen, Handwerkszeug und Techniken.
Ob das Geben oder das Nehmen der Massage: In mir wuchs eine große Freude und ein zuversichtliches Einverständnis, dass die Klänge an sich, aber auch der aufmerksame Umgang mit dem System Klangschalen mir und anderen Klienten gut tut und künftig gut tun wird.
Dies wurde sofort und sehr deutlich spürbar: Da ich einen niedrigen Blutdruck habe, friert es mich häufig an den Fingern und an den Füßen. Schon nach der ersten Klangschalenmassage verzichtete ich für die komplette Ausbildungswoche auf dicke Socken. In der Nacht schlief ich – trotz der 20 Grad minus in der Rhön – mit offenem Fenster.
Ich brauchte generell weniger Schlaf, fühlte mich aber durchweg wach, klar und beschwingt. Ich arbeitete konzentriert und bewusst. Ich konnte die Notwendigkeit dieser Ausbildung trotz oder gerade wegen meiner anfänglichen Skepsis deutlich greifen: Hier geht es nicht um die analytische Auseinandersetzung mit Klängen und ihre (heilende und heilsame) Wirkung auf meinen Körper und meine Persönlichkeit, sondern um das unmittelbare Nachspüren und Erleben von Impulsen und Möglichkeiten.
Jede Klangschalenmassage hüllte mich in höchster Achtsamkeit und Liebe in einen Kokon aus Klängen und gab mir den Schutz, direkt Kontakt und Berührung mit meinen eigenen Lebensfragen aufzunehmen.
Meine Kursteilnehmer berichteten eindrücklich, dass auch bei ihnen jeder einzelne Klangschalenmassage Spuren auf ihre Körper, ihren Auren und in ihre Gefühlswelten hinterließ: Sie erzählten von aktiven, lebendigen Träumen. Sie bedankten sich, dass sich die stets bedrohliche Indifferenz beider Körperhälften nun harmonisierte. Sie sprachen von Lebensenergie, Urvertrauen, neuer Motivation, von klaren Bildern und Visionen für die Zukunft. Sie beschrieben eine Verbesserung ihres Körperempfindens und auch eine Verbesserung der Fähigkeit, diese Körperempfindungen sensibel zu formulieren und zu kommunizieren.
Ob als Ergänzung zur Homöopathie und Ergotherapie, als Heilpraktiker, bei der Arbeit mit Schwangeren, Depressiven, Suchterkrankten in Arztpraxen, Kliniken oder Schulen: Jeder Mitstreiter nahm konkrete Anleitungen, Perspektiven und Ideen für die Anwendung in seine Arbeitsfelder mit, häufig mit berufspolitischen Tipps des Ausbilderteams. Eine offene, unaufdringliche Art der Wissensvermittlung durch Peter Hess und Zeljko Vlahovic machte dies möglich. Stets das Gute und das Gesunde in jedem Klienten zu stärken und zu schulen, wurde zur Maxime des Seminars.
Nun gibt es ungezählte Wege Entspannung zu finden, ebenso gibt es ungezählte Praktiken, die Entspannung für Dritte versprechen. Jeder Teilnehmer verfügte bereits über ein umfangreiches Repertoire. Und dennoch birgt die Methode nach Peter Hess einen verborgenen Schatz: Mit nur minimalistischem Equipment regt sie vor allem die Fähigkeit an, sich selbst gut zu versorgen und zu sättigen.
Mir fiel dazu ein Artikel von Musiktherapeut Prof. Dr. Hans-Helmut Decker-Voigt ein: „Übergänge. Zum Phänomen schwindender Bewusstheit gegenüber Übergangsritualen und die Auswirkung auf die Gesundheit von Individuum und Gesellschaft” (veröffentlicht in der aktuellen Ausgabe „Musik und Gesundsein”).
Grundlage Decker-Voigts Vortrags war die Beobachtung einer interdisziplinär zusammengesetzten Gruppe von Forschern und Forscherinnen – die Intervisionsgruppe Ebstorf mit Medizinern, Psychologen, Psychotherapeuten und Musiktherapeuten – , dass etwa 60 Prozent aller Profile des ICD 10 auf zwei maßgebliche Fehlleistungen zurückzuführen sind: a) Folgen der Überstrapazierung durch Mobilitätszwänge und b) misslungene Übergänge, um von einem Funktionsfeld zu einem anderen zu kommen, bezogen sowohl auf informelle, private Anlässe wie auch auf formelle, dienstliche und professionell bedingte Anlässe. Immer mehr Aufgaben, Herausforderungen und Richtungswechsel in gleich bleibenden Zeit- und Lebensintervallen fordern Flexibilität und Biegsamkeit von jedem Einzelnen.
Auffällig wäre nun, dass diese Übergänge – z.B. von Freizeit und Arbeitszeit, von Nachtende und Tagesbeginn und umgekehrt, von Phasen der Entspannung und Anspannung, von Zeiten des Alleinsein und in einer neuen Beziehung sein, Zeiten zwischen den Liebesbeziehungen, Zeiten zwischen zwei Arbeitsplätzen – immer weniger bewusst gestaltet oder gar eingeräumt wird.
Dazu heißt es von Prof. Hans-Helmut Decker-Voigt: „Das Improvisieren oder Hören von Musik mit dem Anspruch einer bewussten Gestaltung von Anfang, Durchführung und Schluss, von Beginnen aus der Stille und Stille nach dem Schließen, bedeutet für den modernen, übergangsarmen bis übergangslosen Menschen ein Übungsfeld, eine alte Kultur des Rituals zu erneuern, neu zu beziehen und die Zeiten der Überfüllung mit Zeiten, die langsam fließen, auszugleichen.”
In der Klangschalenmassage nach Peter Hess habe ich eben diese Möglichkeit des ritualisierten, bewussten Musiklauschens für mich und für Dritte entdeckt. Mein Geschenk darin ist wiederum ein Ritual: Ich schaffe mir morgens mit nur wenigen Tönen einen eigenen Klangraum, aus dem ich konzentriert und wach in den Tag starte.
Konzert der Stille
c/o Harriet Oerkwitz
Postfach 60 53 50
22248 Hamburg
Telefon 0151 – 18051980
kontakt@nullkonzert-der-stille.de
Ein ungewöhnlicher Anblick bietet sich dem Besucher des Seniorenwohnens Küpferling in Rosenheim, einer Einrichtung des Bayerischen Roten Kreuzes. Es stehen ein großer TamTam-Gong und ein Fen-Gong im Eingang. Das ganze Seniorenheim mit 180 Betten, drei Pflegebereiche und ein „rüstiger“ Bereich sind von den Wirkungen der Klangschalen begeistert.
Klangschalen kennenlernen
Durch einen Workshop in einem Pflegeheim vom Roten Kreuz Bad Neustadt mit dem Thema „Snoezelen“ sind 12 MitarbeiterInnen des Seniorenwohnens Küpferling in den Genuss einer Fantasiereise mit Klangschalen gekommen und haben den Klang und die Klangschwingungen der Klangschalen auf dem eigenen Körper spüren dürfen. Bei allen Mitarbeitern war die Resonanz so positiv, dass eine inhouse-Schulung organisiert wurde, bei der die Peter Hess-Klangmassage vorgestellt werden sollt. Seit diesem Tag, sind die Klangschalen aus dem Seniorenwohnen Küpferling nicht mehr weg zu denken. Sie werden mit großem Erfolg und zur Freude der Bewohner eingesetzt.
Die Bewohner profitieren von den Klängen
Folgende Wirkungen konnten bislang beobachtet werden:
Bei Bewohnern die inaktiv sind, wurde die kleine Herzschale zur Pneumonieprophylaxe angesetzt und die Bewohner konnten viel besser abhusten und die Diuretika konnten gesenkt werden. Ebenso war der Erfolg bei Bewohnern, die mit Kontrakturen in unser Wohnheim eingezogen sind. Sie können sich wieder besser bewegen, können ihre Hände wieder aktiver nutzten. Auch in der Anwendung bei Demenz-Erkrankten kam es zu erstaunlichen Veränderungen. Die innere Unruhe, unter der einige SeniorInnen leiden, konnte deutlich zum positiven verändert werden. Bei zwei Bewohnerinnen wurden Neuroleptika und Transquilzier reduziert. Sie hatten nicht mehr den Drang, ständig zu gehen. Bei BewohnerInnen, die unter Schmerzen litten, konnten teilweise die Schmerzmittel reduziert wurden. Beispielsweise konnten bei eine ältere Dame, die ständig Kopfscherzen hatte, durch das regelmäßige anschlagen der Beckenschale in ihrer Nähe die Schmerzmittel komplett abgesetzt werden. Das ist nur ein kleiner Einblick zu den zahlreichen positiven Wirkungen, die seit Nutzunge der Klänge und der Klangmassage bei den BewohnerInnen des Seniorenwohnens beobachtet werden konnten.
Das Klangschalen-Team entsteht
Inzwischen gibt es ein „Klangschalen- Team“ in unserer Einrichtung, bestehend aus 15 Mitarbeitern/- innen aus Pflege, Haustechnik, sozialer Betreuung und Küche, die seit Juni 2009 die Ausbildung in der „Peter Hess-Klangmassage“, speziell für den Einsatz in der Pflege besuchen.
Foto: 15 Mitarbeiter der Einrichtung Seniorenwohnen Küpferling und 4 Mitarbeiter aus benachbarten Einrichtungen haben die Ausbildung in der Peter Hess-Klangmassage absolviert.
Der vom Peter Hess Institut autorisierte Ausbilder Zeljko Vlahovic wurde hierfür engagiert. Damit aber nicht nur die ausgebildeten Mitarbeiter von den Klangschalen- Klängen profitieren, sollten alle Mitarbeiter der Einrichtung in einem Workshop die Klangschalen näher kennenlernen und erste eigene Erfahrungen sammeln können. Die eigene Erfahrung ist die ideale Basis, um den Wert der Klangschalen zu erkennen und ihre besondere Wirkung aktiv im Arbeitsalltag zu nutzten.
Ideen entwickeln sich – alle profitieren von den Klängen
Aufbauend auf diesen ersten eigenen Erfahrungen können weitere neue Ideen entwickelt werden, wie die Klangschalen den Arbeitsalltag im Heim erleichtern und die Lebensqualität der Bewohner, z.B. denen mit körperlichen Einschränkungen oder Schmerzen, erhöhen können. Ein andere Anwendungsmöglichkeit ist die Integration der Klangschalen im Rahmen des Palliativkonzepts. Eine ebenso positive Erfahrung ist, dass nicht nur die Bewohner ein schönes Erlebnisse und Hilfe durch die Klangschalen erfahren, sondern dass auch die MitarbeiterInnen in der Pflege während der Zeit der Klangschalen-Anwendung von den beruhigende Klängen profitieren. Darüber hinaus können auch die Angehörigen die wohltuende Wirkung der Klangschalenklänge erfahren, z.B. bei den so genannten „Angehörigen-Abenden“. Die positive Resonanz zeigt sich unter anderem darin, dass es explizite Spenden für die Anschaffung weiterer Klangschalen gibt.
Dokumentation & Klangschalen- Einsatz
Zum eingeführten Klangschalenkonzept wurden in unserem Haus mittlerweile Standards, Verfahrensanweisungen sowie Durchführungsprotokolle erarbeitet. So können mehr Mitarbeiter an dem Einsatz von Klangschalen beteiligt werden sowie der jeweilige Verlauf dokumentiert und die Anwendung in ihrer Wirksamkeit überprüft werden.
Die Klangschalen kommen in unserer Einrichtung zum Einsatz zur:
- Pneumonieprophylaxe
- Kontrakturenprophylaxe
- Sturzprophylaxe
- Obstipationsprophylaxe
- Schmerzen
- Palliativ-Konzept
- 10 Minuten Aktivierung
- Demenz
- Wahrnehmungsförderung
- Entspannung und zur
- Klangmassage
Um die Anschlagtechniken bei den verschiedenen Prophylaxen und Anwendungen medizinisch abzuklären, kam Dr. med. Herbert Seitz, Arzt aus Österreich in unsere Einrichtung. Als Seminarleiter am Peter Hess Institut hält er beispielsweise Kurse wie „Patientenbegleitung mit der Peter Hess-Klangmassage“ und blickt auf eine langjährige Praxiserfahrung in der Arbeit mit Klängen zurück.
Für den mobilen Einsatz in den Wohnbereichen habe ich, zusammen mit einem Schreiner, einen fahrbaren Klangschalenwagen entwickelt, der den Einsatz sehr erleichtert (Der Wagen ist käuflich zu erwerben. Anfragen an unten stehende Adresse).
Foto: Offenes Angebot mit Klangschalen: Der Heimbeirat der Einrichtung Seniorenwohnen Küpferling bei einer Entspannungsübung mit Klang, durchgeführt
vom Hausmeister und Rosi Bleil.
Offene Angebote mit Klangschalen
Aber auch für Gruppen von „außen“ (Frauenbund, ehrenamtliche Mitarbeiter, Vereine) bietet unsere Einrichtung spezielle Klangschalen- Erfahrungsmöglichkeiten an. Diese Angebote werden gerne genutzt und tragen dazu bei, dass die Einrichtung, mit dem besonderen Angebot der Klangschalen in der Öffentlichkeit bekannt wird. Zu unserem kürzlich stattgefundenen „Tag der offenen Tür“, mit Führungen und einem Angebot zum Thema „Wellness und Klangschalen“, kamen sehr viele interessierte Besucher. Sie fanden es toll, dass die Bewohner der Einrichtung ein solches „Schmankerl“ geboten bekommen. Unser besonderes Angebot hat sich im Landkreis herum gesprochen. Es kamen bereits erste Anfragen, die speziell auf Grund des Klangschaleneinsatzes im Haus, einen Wohnplatz in unserer Einrichtung andachten. Zwei Pflege-Mitarbeiter von benachbartem Einrichten beteiligen sich inzwischen bei der Ausbildung und setzen ebenfalls die Klangschalen in ihren Einrichtungen ein. Fünf weitere Heime vom Landkreis Rosenheim haben angefragt, ob wir die Klangschalen und ihre Wirkung in auch in ihren Einrichtungen zeigen können – dem kommen wir natürlich sehr gerne nach.
Zukunftsmusik
Die oberste Leitung, Klaus Dieter Hermann, der Sozialservicegesellschaft des Bayerischen Kreuzes Bayern, ist bestrebt, mit dem Peter Hess Institut eine Kooperation zu schließen, um die Pflege in allen 26 Heimen in Bayern, positiv zu verändern. Aus diesem Grund und den vielen positiven Erfahrungen will das hauseigene Klangschalenteam eine wissenschaftliche Studie beginnen, um erste Belege über die Wirksamkeit der angewendeten Methode zu liefern. Im Mittelpunkt stehen dabei die Reduzierung von Medikamente, wie z.B. Schmerzmittel oder Psychopharmaka. Das gesamte Team ist schon jetzt sehr gespannt auf die Ergebnisse.
Rosemarie Bleil
Ist examinierte Altenpflegerin; Sozialmanagerin, Klangpädagogin in der Pflege und Pflegedienstleitung.
Kontakt:
Rosemarie Bleil
Traunerstraße 12 · D-83119 Obing
E-Mail: bleil58@nullhotmail.de · Telefon: +49 (0) 8624 – 8791340
Vorveröffentlichung aus der Fachzeitschrift „Klang-Massage-Therapie“, Heft Nr. 7/2010
Warum kann die Klang-Entspannung wirksam und unterstützend für Menschen mit Demenzerkrankungen sein?
Wie beschrieben, sind die Betroffenen in der Veränderung der Symptomatik immer auf der Suche nach etwas Bekanntem, etwas das ihnen in ihrer Situation des Vergessens Halt gibt, Sicherheit, Geborgenheit und ehrliches Vertrauen. Da Klänge auf den gesamten Organismus wirken, können sie ein Ungleichgewicht auf der immer wichtiger werdenden emotionalen Ebene günstig beeinflussen. Im Klangerleben wird keine kognitive Leistung erwartet, nicht das Denken sondern das Spüren steht hier im Vordergrund und steigert somit das Selbstwertgefühl des Erkrankten.
Im Gegensatz zu anderen Entspannungsmethoden überfordert die Einfachheit des Klangangebotes den Erkrankten nicht. Oft müssen hier sprachliche Anleitungen umgesetzt (z.B. Progressive Muskelentspannung nach Jacobson) und ein eigenständiges »Training« über einen gewissen Zeitraum eingeübt werden. Es zeigt ihm seine vorhandenen Fähigkeiten und Möglichkeiten in seiner eigenen Welt, in einem Teil seiner individuellen Lebensgeschichte. Klang begleitet uns vom Anfang unseres Menschseins an. Schon vorgeburtliche Erinnerungen an Klang, z.B. der Stimme unserer Mutter, aber auch Schwingungen und Vibration sind uns vertraute Empfindungen. Sie lassen sich auf allen Ebenen spüren und so erreichen sie den Betroffenen ganz sicher – irgendwo.
Anhand der Reaktionen während und nach einer Klang-Entspannung, meist nonverbal, z.B. durch Mimik, Veränderung der Atmung oder des Muskeltonus, kann eine häufig sehr eindeutige Kommunikation beschrieben werden. Hierdurch verlieren wir nicht den direkten Kontakt und bleiben so, auch bei immer umfangreicheren Beeinträchtigungen, durch das Fortschreiten der Erkrankungen, in harmonischer Verbindung.
Was beim Klang-Angebot für an Demenz erkrankte Menschen zu beachten ist
Betroffene in fortgeschrittenem Stadium einer Demenzerkrankung (z.B. Morbus Alzheimer) sind dauerhaft auf die Pflege und Betreuung anderer angewiesen. Die Bewegung ist stark eingeschränkt, so dass sie häufig vollständig bettlägerig sind oder teilweise auch in einem Rollstuhl oder sogenannten Siesta-Stuhl mobilisiert werden können. Das Angebot der Klangschalen muss hier der Situation angepasst werden.
Da auch ein Befragen vor dem Angebot, welche Position als angenehm empfunden wird, nur teilweise aber weitgehend nicht mehr möglich ist, sollten hier andere Möglichkeiten gewählt werden.
Dem Klang begegnen, ihn erst einmal vorsichtig mit allen Sinnen wahrnehmen, hören und spüren, auch ohne direkten Körperkontakt. Die Klangschalen können um das Bett oder den Rollstuhl angeordnet werden. Sie können über die Klangmassage hinaus auch als »musikalische« Unterstützung genutzt werden. Mit Klängen Musik erleben. An den Ursprung, das Urvertrauen erinnert werden – ein sinnvolles Angebot und langsames sich Einstellen auf ein sehr ungewohntes Angebot. Um nicht nur die geistigen sondern auch die körperlichen Fähigkeiten zu berücksichtigen, werden die Peter Hess® Therapieklangschalen nicht wie bei der klassischen Klangmassage auf dem Körper aufgesetzt, sondern nahe am Körper positioniert. Dies ermöglicht ein intensives Aufnehmen der Schwingungen über die Platzierung der Klangschalen auf der Bettdecke, dem Lagerungskissen, einer Wolldecke oder einem kleinen Kissen im Rollstuhl. Das Klang-Angebot kann mit der Universalschale, aber auch mit der zusätzlichen kleinen Beckenschale oder auch komplett mit der noch zu ergänzenden Herzschale durchgeführt werden.
Die Klangschalen sind sehr vorsichtig und sanft anzuschlagen, denn die Wirkung ist stärker zu spüren, als zu hören. Durch den Klang werden sanft massierende Wellen durch den Körper geschickt und vom Erkrankten auf allen Ebenen empfunden. Es entsteht wieder »Ordnung« und inneres Gleichgewicht.
Die Position der Peter Hess® Therapieschalen wird in Anlehnung an die klassische Peter Hess-Klangmassage gewählt.
Beginnend mit der Gelenk-, bzw. Universalschale am Fußende, der kleinen Beckenschale im Bereich des Gesäßes bis zum Brustkorb Bereich. Wichtig ist es hierbei auch – wenn möglich – beide Körperseiten zu beklangen. Wenn auch die Herzschale eingesetzt wird, so sollte diese eher Körper fern evtl. auf einem kleinen Tisch oder Regal im Schulter-Kopfbereich aufgestellt werden. Hier konnte ich immer wieder eine Empfindlichkeit in der akustischen Wahrnehmung der »hohen« Töne in der Nähe der Ohren beobachten.
In der sitzenden Position hat sich die Gelenkschale an den Füßen auf den Boden gestellt und die kleine Beckenschale auf einem Kissen oder einer gefalteten Wolldecke auf den Oberschenkeln bewährt. Die Herzschale kann, im Kopf- und Schulterbereich, durch das zur Seite stellen oder um den Rollstuhl herum gehende Anklingen zum Einsatz kommen.
Nach einer Klang-Entspannung sollte auch hier der Erkrankte nachspüren können. Wichtig ist, ihn noch eine Weile zu beobachten um evtl. Reaktion der Entspannung wahr zu nehmen. Dies geschieht über die Kommunikation durch den Atem, den Muskeltonus und die Beschaffenheit und Veränderungen der Haut. Klang-Entspannung kann auch Aktivieren, Anregen, die neue Ordnung bewusster werden lassen. Häufig ist die Wirkung abhängig vom beginnenden Zustand, eher schläfrig, in sich gekehrt oder unruhig mit starkem Drang zur Bewegung.
Aus der Praxis:
Projekt »Berührende Begleitung« – Begegnung für Menschen mit schwerster Demenz
Um die im Folgenden beschriebenen Erfahrungen in der Arbeit mit Klang erleben zu können, bedarf es der Möglichkeit einer intensiven verstehenden Zusammenarbeit. Das Projekt »Berührende Begleitung« gibt es seit Herbst 2007 im Joachim- Neander-Haus der Diakonie in Düsseldorf/Benrath. Es ist für Menschen mit einer schweren Demenz im fortgeschrittenen Stadium konzipiert und wird durch mich als externe Mitarbeiterin regelmäßig angeboten. Es ist ein individuelles Unterstützungsangebot, angebunden an die Biografie des jeweiligen Bewohners. Anregung der Sinne und Förderung von Entspannung und Wohlbefinden stehen im Mittelpunkt vielfältiger Impulse durch unterschiedliche Medien. Ich möchte hier einige Begegnungen mit Bewohnern im Rahmen dieses Projektes beschreiben, in denen Klang als tragendes Element für Entspannung und Wohlbefinden eingesetzt wird.
Begegnung mit Frau D.
Ich treffe heute Frau D. auf der Seite liegend im Pflegebett ihres Zimmers an. Sie hat die Augen geöffnet und schaut auf eine unter anderem mit Bildern und Tüchern gestaltete Wand. Ich kann mit ihr Kontakt aufnehmen durch leise Ansprache, Initialberührung an der rechten Schulter und direkten Augenkontakt. Sie scheint die Situation zu erkennen und bewegt ihre Mundwinkel zu einem Lächeln. Frau D. ist dauerhaft bettlägerig und in ihren Kommunikationsmöglichkeiten sehr eingeschränkt. Ihr Körper baut große Spannung auf. Ihre Arme sind angewinkelt, die Hände zu Fäusten geballt, ihr Rücken hart und unter fühlbarer Spannung, der Kopf zeigt häufig eine leichte Überstreckung. Eine Klang-Entspannung lässt bei Frau D. Entspannung und Wohlbefinden für alle sichtbar werden.
Das sanfte, aber rhythmische Anklingen der Gelenkschale im körpernahen Bereich der Füße und auf beiden Rumpfseiten in Höhe der Hüfte und des Brustkorbs (soweit von der Lagerungsart möglich) bewirkt zuerst eine Grund-Entspannung und bietet eine ruhige Atmosphäre zur Kontaktaufnahme. Berührung durch Körperkontakt, aber auch berührt werden durch den Klang, steht im Vordergrund dieser Begegnung. Das Gehalten sein durch das Berühren ihrer Hände, lässt die Spannungen während des Klangs fühlbar weniger werden. Das Getragen werden durch den gleichmäßigen Klang der Klangschalen gibt ein Gefühl der Sicherheit und Geborgenheit. Dies wird auch bei Frau D. nach und nach spürbarer und verändert den Gesamteindruck ihrer Situation. Eine vertiefte Atmung lässt auch die Spannung anderer Bereiche des Körpers, z.B. die des Rückens weicher werden.
Frau D. kann immer mehr direkte körperliche Berührung zulassen und zeigt durch ihre Mimik, vor allem im Mundbereich, Wohlbefinden, Ruhe, aber auch aktives Interesse an ihrer Umgebung.
Mit dem Ende der Klang-Entspannung bleibe ich noch eine kurze Weile in Körperkontakt, halte ihre Hände, streiche die jetzt weichen, vorher geschlossenen Handflächen sanft aus, massiere vorsichtig mit ruhigen Bewegungen. Eine leise Entspannungsmusik unterstützt auch in diesem Teil der Begegnung die Atmosphäre und ich kann mich so bis zum nächsten Mal verabschieden.
Frau D. ist sehr entspannt, schließt die Augen, atmet ruhig, ihr Gesicht ist weich und auch ihr Mund öffnet sich ein wenig. Die Hände und Finger liegen locker und ausgebreitet auf oder unter ihrer Decke und ein Lächeln kann man in ihrem Gesicht erkennen.
Begegnung mit Frau S.
Auch Frau S. besuche ich in ihrem Zimmer. Sie ist vollständig bettlägerig und liegt auf dem Rücken in leichter Oberkörperhochlage. Der Kopf ist etwas überstreckt und sie schaut zur Decke. Bunte Bänder oder das Bild eines Farblichtprojektors regen ihre visuellen Sinne an. Ihre Arme sind angewinkelt und die Hände ständig in Bewegung – schnell und rastlos. Sie fixiert mich nach einer kurzen Zeit der leisen Ansprache und einer gezielten Initialberührung an der rechten Schulter.
Ich habe die Möglichkeit alle drei Peter Hess® Therapieklangschalen einzusetzen. Die Gelenkschale am Fußende und die Beckenschale in Höhe der Hüfte und des Brustkorbes werden in ihrer Position durch ein kleines Lagerungskissen unterstützt. Die kleine Herzschale stelle ich seitlich in Schulter- Kopfhöhe auf den Nachttisch oder ein Regal.
Eine Grundentspannung ist schon nach den ersten Klängen erreicht und Frau S. spürt aufmerksam den Klängen und Schwingungen nach. Sie blickt umher, ihre Hände halten inne und es scheint, als ob sie sich dem Rhythmus des Antönens angleichen wollen.
Da ich erst an den Füßen beginne dauert es einige Zeit, bis alle drei Klangschalen nacheinander anklingen. Jetzt wird Frau S. zusehend ruhiger. Die Hände werden weicher, die Arme lockerer, ihre Bewegungen weiter. Sie fasst mit einer Hand zur Stirn und dann wieder verbinden sich beide Hände in Höhe des Brustbeins. Ihr Atem wird tiefer und ich kann ihre Stirn berühren, halte meine Hand ruhig und streiche von den Augenbrauen zum Haaransatz über ihren Kopf. Frau S. genießt diese Berührung und kann dabei auch die Augen schließen. Diese Stimmung hält noch eine Weile an, bis die Klangschalen wieder alle verklungen sind. Sie ist entspannt, das Gesicht ist gelöst (ihre Stirn glatt, die Augen geschlossen, der Mund etwas offen) und sie atmet noch einmal sehr tief aus.
Fazit
Die Begegnungen in diesem Projekt berühren nicht nur die Betroffenen selbst. Es ist immer wieder ein ganz starkes Gefühl der Verbundenheit, das ich in einer Klang-Entspannung erlebe. Die Kommunikation auf der emotionalen Ebene durch Klang lässt den Kontakt zueinander nicht abbrechen.
Auch die Kollegen aus dem Bereich der Pflege bestätigen immer wieder noch eine lange, anhaltende Zeit der Entspannung, die sie bei den Bewohnern beobachten können. Es bringt eine positive Veränderung in vielen Bereichen der Pflege mit sich, z.B. erleichtert es die regelmäßige Lagerung der zum Teil bettlägerigen Betroffenen, indem diese behutsamer und angenehmer für die erkrankte Person erfolgen kann.
Auch das Feedback der Angehörigen, die zeitweise die Begegnung beobachten können oder auf Wunsch eingebunden werden, ist sehr positiv. Den Erkrankten in der Entspannung zu erleben, oder selbst die Verbindung, den Kontakt, durch Klang zu intensivieren, ist für sie oft eine neue, aber auch wichtige Erfahrung. In Kontakt bleiben können, ohne Sprache, auf der Ebene der spürbaren Gefühle lässt auch ihre Verbindung zum Betroffenen noch näher und intensiver werden – oft in einer Zeit der »Sprachlosigkeit«.
Die beschriebenen Erfahrungen setzen aber auch voraus, sich mit der Lebensgeschichte (Biografiearbeit) jedes Erkrankten beschäftigt zu haben und somit an positive Ereignisse anknüpfen zu können.
Die Bedeutung von Klangerleben bei Menschen mit Demenzerkrankungen
- Klang kann berühren – er ist Wegbegleiter, auch in schwierigsten Lebenssituationen.
- Klang erreicht den Menschen auf einer Ebene, die immer offen ist für eine direkte Kontaktaufnahme mit seiner Umwelt.
- Klang ist ein achtsamer Weg besonders in der beschriebenen Situation von Menschen mit Hirnleistungsstörungen. Auf sich achten, auf den Anderen achten, ihn nicht überfordern, keine Erwartungen, keinen Leistungsanspruch haben, einfach geschehen lassen und die eintretende Wirkung genießen.
Die beschriebenen Begegnungen machen diese Prinzipien deutlich. Die Ziele, eine Verbesserung des Allgemeinzustandes, sichtbares Wohlbefinden, Sicherheit, Freude und Begegnung miteinander, werden meist in nur kurzer Zeit erreicht. Die unterschiedlichen Lebens- und Krankheitssituationen geben immer die Richtung an. Der Demenzerkrankte führt die Regie – seine Signale zu erkennen und ein für diesen Moment angepasstes Angebot zu geben, benötigt ein großes Maß an Einfühlungsvermögen, aber auch vielfältige Erfahrungen mit anderen Entspannungstechniken, Medien und Methoden zur Wahrnehmungsförderung und ein Gespür für entspannende Atmosphäre.
Sich genau mit den Erkrankungen und ihren unterschiedlichen Symptomen zu befassen, aber auch pflegerische Situationen einschätzen zu können, lassen das Angebot einer Klang-Entspannung für den Betroffenen zu einer positiven Erinnerung werden.
Das emotionale Gedächtnis wird so die positiven Gefühle bei jedem Klang immer wieder spürbar werden lassen, denn die Gefühlsansprechbarkeit bleibt bis zum Lebensende erhalten und somit bleiben wir durch Klang immer in Verbindung.
Auszug aus: Sabine Bilnik-Clauß: Berührende Begleitung durch Klang – Klangerleben für Menschen mit Demenzerkrankungen, in: Hess/Koller (Hrsg.): Klangmethoden in der therapeutischen Praxis, Verlag Peter Hess, 2009, S. 258 ff.
Sabine Bilnik-Clauß
Jahrgang 1960, Dipl. Sozialarbeiterin und Exam. Krankenschwester. Sie ist ferner Entspannungspädagogin (BTB) und ausgebildet in der Peter Hess-Klangmassage, Aromapflege u.a.
Sie blickt auf verschiedene Leitungstätigkeiten im Bereich der stationären Altenhilfe zurück und ist Lehrbeauftragte an der Hochschule Niederrhein/Fachbereich Sozialwesen. Seit 2000 selbständig mit Beratung, Seminaren, Vorträgen und Moderation für alle Bereiche der Arbeit mit älteren und alten Menschen. Beratung, Projekte und Seminare in eigenen Räumen mit den Themenschwerpunkten Demenz, Klang und anderen Entspannungsmethoden.
Einzelne Beispiele zur gezielten Nachbehandlung verschiedener Operationen mit der Peter Hess- Klangmassage
Orthopädische bzw. unfallchirurgische Operationen
Nach Einbringen von Gelenksimplantaten wie Hüft-/Knieendoprothesen oder Verplattungen an Röhrenknochen:
Das Implantat stellt immer einen Fremdkörper dar. Die Erstbehandlung sollte, daher nicht direkt über dem Implantat beginnen. Jedes Implantat erzeugt in der Anfangsphase eine mehr oder minder große, nicht Infekt bedingte Entzündungsreaktion, verbunden mit Schwellung und Überhitzung des Gewebes. Zusätzlich können beim Einsetzen des Implantates auch entzündungsverursachende Bakterien eingebracht werden. Durch Stärkung der Immunlage kann die körpereigene Abwehr gegen die Bakterien unterstützt werden. In der Peter Hess-Klangmassage stehen mehrere Techniken zur Verfügung, hier gezielt Einfluss zu nehmen und dadurch den Einsatz von entzündungshemmenden Medikamenten zu vermindern.
Eine postoperative, manuelle Lymphdrainage wird durch Vorbereitung mit Klangmassage wesentlich effektiver, da die Schwingungen der Klangschalen die Mobilisation und den Abtransport von Gewebsflüssigkeit über das Lymphsystem anregen. Durch Klangmassage gehen postoperative Schwellungszustände und die damit einhergehenden Spannungsschmerzen, die eine Frühmobilisation verzögern, schneller zurück.
Der in der Klangmassage versierte Physiotherapeut kann seine Arbeit durch gezielten Einsatz der Klangschalen wesentlich effektiver gestalten und schnellere Erfolge erzielen. So berichten bspw. Patienten nach einer Knie- Operation, dass sich die Schwingung einer Klangschale, die im Liegen oder Sitzen in der Nähe ihrer Fußsohlen und Zehenspitzen angeklungen wird, im nicht-operierten Gliedmaß deutlich schneller in Richtung Becken ausbreiten. Hingegen spüren sie, dass die Klangschwingung am operierten Bein nicht weiter als bis kurz vor dem Operationsgebiet zu spüren ist. Das Implantat »blockiert« anfänglich den Schwingungsfluss, der von der Klangschale erzeugt wird. Vielfache Erfahrungen haben gezeigt, dass bei Fortsetzen der Klangmassage das Implantat schwingungsmäßig integriert wird, d.h., dass auch im operierten Bein, die Schwingungen sich zunehmend zum Becken hin ausbreiten.
Dies geschieht auch, wenn man in der zweiten Behandlungsphase eine Klangschale in der Beckenregion antönt und sich die Klänge in Richtung Fußsohle ausbreiten. Anfänglich ist die Zentrierung in der Körperlängsachse durch das Implantat gestört, die Sicherheit beim Gehen kann erst erfolgen, wenn diese Zentrierung in der Körperachse wieder hergestellt ist, der Patient sozusagen sicher »geerdet« ist. Wie bereits ausgeführt, ist hier das sichere Stehen die Voraussetzung für eine sichere und erfolgreiche Gehmobilisation.
Einsatz der Klangmassage nach Wirbelsäulenoperationen
Eine gut funktionierende, gesunde sogenannte »Wirbelsäule« ist an und für sich keine Wirbel-SÄULE, sondern eine Wirbel-KETTE, die in den Zwischenwirbelgelenken und Bandscheiben natürlich beweglich ist. Die Bewegung und Statik der Wirbelsäule wird durch das Gleichgewicht der zugeordneten Muskulatur gewährleistet. Die Strukturen der Wirbelsäule werden tagsüber mehr oder weniger belastet. Die Wirbelgelenke und Zwischenwirbelscheiben haben nur während einer entspannten Schlaf- oder Ruhephase die Möglichkeit sich zu regenerieren. Während der Peter Hess-Klangmassage tritt diese regenerierende Entspannungs- und Ruhephase ein. Die Qualität der Schlaf- bzw. Ruhephase ist nach einer Klangmassage deutlich erhöht und dadurch wird die Regeneration der Bandscheiben und Zwischenwirbelgelenke gebessert. Voraussetzung dafür ist eine weitgehende Entspannung der Wirbelsäulenmuskulatur, denn erst dadurch wird der Druck auf die Bandscheiben und Zwischenwirbelgelenke während des Schlafes im Liegen gemindert. Ein erholsamer, ruhiger Schlaf wird erst ermöglicht, wenn die Gehirnwellenfrequenz in den so genannten Bereich des Schlafrhythmus abgesenkt wird. Die entspannende Wirkung der tagsüber durchgeführten Klangmassage begünstigt bzw. bahnt diese Veränderung der Gehirnwellenfrequenz in der Einschlaf- und Tiefschlafphase.
Bei anhaltender Verspannung der auf die Wirbelsäule einwirkenden Muskulatur werden der physiologische Regenerationsprozess der Bandscheiben und der Bereich zwischen den Wirbelgelenken längerfristig gestört. Es kommt dadurch zu vorzeitigen Verschleißerscheinungen an den Zwischenwirbelgelenken und an den Bandscheiben, die sich primär meist zwischen zwei Wirbeln als sogenannter Bandscheibenvorfall, Gleitwirbel oder Arthrose an den Zwischenwirbelgelenken manifestieren. Dort ist dann der natürliche, rhythmisch-schwingende Bewegungsablauf in der Wirbelkette unterbrochen. Dadurch kommt es zu einem weiteren, zusätzlichen Verschleiß an den Bandscheiben und den Zwischenwirbelgelenken. Beim Bandscheibenvorfall kann es durch Druck auf die Rückenmarksnerven, in seltenen Fällen auch auf das Rückenmark selbst, zu Nervenschädigungen kommen, die ein akutes operatives Eingreifen notwendig machen, um einen dauerhaften Nervenschaden zu verhindern.
Postoperativ ist eine Wiederherstellung des Muskelgleichgewichtes an der Wirbelsäule notwendig, um ein Fortschreiten der Erkrankung der Wirbelsäule zu vermeiden bzw. bei rezidivierenden Bandscheibenvorfällen zu verhindern. Die physiotherapeutischen Maßnahmen können durch Einsatz der Peter Hess-Klangmassage sinnvoll unterstützt werden. Dies geschieht anfänglich allein durch allgemeine Entspannung ohne direkte Behandlung der Wirbelsäule bzw. des Operationsgebietes. In der Entspannungsphase wird das Erlangen eines natürlichen Gleichgewichtes der die Wirbelkette stützenden und haltenden Skelettmuskulatur gefördert.
Oft bestehen nach Bandscheibenoperationen Nervenschädigungen, die sich in Restlähmungen bzw. Sensibilitätsstörungen äußern. Ein möglichst frühzeitiger Beginn der Behandlung abseits des Operationsfeldes an der Wirbelsäule ist zu empfehlen. In dieser Phase sollte die Klangschale nicht direkt auf das Operationsgebiet aufgelegt werden. Die Behandlung kann aber in der Nähe des Operationsgebietes am Körper direkt beginnen oder im energetischen Körperumfeld.
Die frühzeitig eingesetzte, gezielte Klangmassage bewirkt das schnellere Abschwellen der reaktiv entzündlichen Nervenwurzeln. Zusätzlich wird die Nervenleitfähigkeit durch Aktivierung der Nervenhüllzellen gebessert. Es wird außerdem die Funktion der Synapsen-Zellen (Nervenschaltstellen) stimuliert. Dadurch kommt es zur schnelleren Besserung der Sensibilitätsstörungen und der Motorik.
Einsatz der Klangmassage bei arteriellen Gefäßerkrankungen an den Beinen und dadurch bedingten Gefäßoperationen
Grundlage einer jeglichen, nicht-medikamentösen Behandlung ist die effektive und regelmäßige Durchführung eines so genannten Gehtrainings. Dadurch wird die Muskulatur besser durchblutet und sogenannte Kolateralgefäße können aktiviert und eröffnet werden. Das Öffnen und Schließen der kleinen Gefäße geschieht zusätzlich durch ein Gleichgewicht in der glatten Gefäßmuskulatur (Synergisten/Antagonisten). Dieser Regulationsmechanismus der unwillkürlichen Körpermuskulatur kann durch psychischseelisches Ungleichgewicht gestört sein. Die Entspannung, die durch eine Klangmassage bewirkt wird, kann in diesen gestörten Regelkreis regulierend eingreifen.
Auch wenn noch kein Gehtraining möglich ist, kann durch die Klangschwingungen einer tiefen, niederfrequenten Klangschale die arterielle Gefäßregulation in dem Sinne beeinflusst werden, dass spastisch bedingte Verengungen der kleinen Arterien deutlich gemindert werden und dadurch die Durchblutung messbar verbessert wird.
Eine mögliche Vorgehensweise ist hierbei das klassische Auflegen der Klangschalen auf die Fußsohlen. Falls dies nicht möglich ist, kann im Sitzen oder im Liegen die Klangschale zwischen die Füße bzw. vor die Fußsohlen gestellt werden.
Die Klangschwingungen durchdringen beide Beine, die Beckenregion und die Wirbelsäule und treffen die lokalen und übergeordneten Reflexzentren bis zum Hirnstamm hinauf. Die Patienten beschreiben ihr Erleben dabei oft als aufsteigendes Wärmegefühl und Nachlassen der durch die Minderdurchblutung verursachten Schmerzen. Zusätzlich können die Klangschalen auch über die vegetativen Regulationszentren in der Umgebung des unteren Rückenmarks direkt auf die Wirbelsäule gestellt werden. Neben der vermehrten arteriellen Durchblutung kommt es auch zur Anregung des Lymphflusses und dadurch zum erhöhten Abtransport der Schlackestoffe aus der Gewebsflüssigkeit der minder durchbluteten Muskulatur.
In manchen Fällen ist eine schulmedizinische bzw. alternative Behandlung der Durchblutungsstörungen in den Beinen nicht ausreichend. Es wird die Indikation zu einem im Gefäß selbst durchgeführten Eingriff, z.B. mittels einem endoluminalen Laser, Aufdehnung, Stent, gestellt und durchgeführt. Falls dies nicht möglich ist, ist ein operativer Eingriff am Gefäß mit Überbrückung der verengten Stelle durch eine körpereigene Vene (z.B. Bypass) oder durch eine Gefäßprothese notwendig. Postoperativ gelten die oben beschriebenen Anwendungen mittels Klangmassage zur besseren Wundheilung.
Zusätzlich müssen vorher nicht durchblutete Gefäßareale eröffnet werden. Dies wird erleichtert, wenn der bestehende Gefäßspasmus durch Klangmassage gelockert wird. Durch die arterielle Durchblutungsstörung vor der Operation ist der Patient oft weitgehend im Gehen behindert bzw. bettlägerig. Für die postoperative Mobilisation gelten die oben angeführten Methoden der Klangmassage.
Klangmassage nach operativer Entfernung von bösartigen Tumoren
Gerade bei der Diagnose »Krebs« gelten Stressoren als Ursache einer zusätzlichen Schwächung des Patienten. Der Erfolg einer geplanten Operation hängt unter anderem auch davon ab, in welchem Allgemeinzustand der Patient in die Operation geht. Daher kann die Klangmassage präoperativ eine besonders wertvolle Unterstützung sein. Die Klangschale darf dabei auf keinen Fall direkt auf den bösartigen Tumor bzw. dessen unmittelbare Umgebung aufgestellt werden. Bedenken, dass man durch Auflegen der Klangschale auf eine andere Körperstelle, von der man nicht weiß, ob dort nicht evtl. kleine Metastasen vorhanden sind und eine Streuung durch die Klangschwingungen ausgelöst werden kann, verursacht manchmal Unsicherheit beim Klanggebenden. Bisherige Erfahrungen konnten diese Bedenken nicht bestätigen. Neuere Studien zeigen, dass gesunde Zellen eine harmonische Schwingung aufweisen, wo hingegen Krebszellen einen dissonanten Klang haben (vgl. Volker Bolay, Musiktherapeut an der FH Heidelberg/Deutsches Zentrum für Musiktherapieforschung/Viktor Dulger Institut, Heidelberg). Andere Forschungen belegen, dass Tumorzellen, die mit Musik beschallt wurden, eine signifikante Wachstumshemmung aufweisen, im Gegensatz zur Kontrollgruppe, die ohne Musikstimulation war (vgl. Ärtzezeitung 11/2004). Die Musik- bzw. Klangtherapie beruhigt auch die Aktivität der Krebszellen in den Metastasen, dadurch wird die Streuung gehemmt. Außerdem werden die in den Lymphknoten befindlichen Immunzellen, die Krebszellen inaktivieren, gestärkt, die Immunlage im gesamten Körper wird durch Klangmassage erhöht.
Bei bestehenden Bedenken bietet die Möglichkeit einer Klangbehandlung des »Krebspatienten« ausschließlich in der Aura eine wirkungsvolle Alternative. Viele Patienten berichten, dass sie die berührungslose Behandlung in der Aura teilweise stärker spüren, als die Behandlung mit direktem Körperkontakt. Wie bereits beschrieben, leiden viele Patienten auch nach geglückter Operation unter Ängsten und Unsicherheit, ob sie wieder völlig gesund werden. Diese Faktoren schwächen das Immunsystem und vermindern die Heilkraft des Patienten und damit seine Chance auf völlige Genesung. Die entspannende, beruhigende und ausgleichende Wirkung der Klangmassage sollte daher möglichst früh nach einer Operation einsetzen. Hier gelten alle beschriebenen Vorgehensweisen zur Narben- und Schmerzbehandlung sowie zur Frühmobilisation.
Es gibt im Verlauf von Krebserkrankung und Diagnosestellung verschiedene Stadien psychischer Verfasstheit. In diesen Phasen wird der Patient oft von einem Psychologen betreut. Dieser kann in seiner Arbeit effektiv durch die Klangmassage unterstützt werden. Im Idealfall könnte der Psychologe die Methode selbst anwenden bzw. in seine Behandlung integrieren.
In der Auflehnungsphase gegen die Erkrankung kostet der sogenannte »Kampf gegen den Krebs« sehr viel Kraft. Die Krebskrankheit wird als bedrohlicher Feind erlebt. Mit Hilfe der Klangmassage ist es möglich, den Krebs als Begleiter während eines gewissen Lebensabschnittes zu akzeptieren und sich nicht mehr nur dagegen aufzulehnen. Jede Krankheit kann dem Patienten die Chance bieten, darüber nachzudenken, ob sein bisheriges Leben auf allen Ebenen wirklich gesundheitsfördernd verlaufen ist. Für viele Patienten ist die Krankheit der Auslöser, um ihr Leben in der Heilungsphase zu verändern und bewusster zu leben. Die Peter Hess-Klangmassage unterstützt hier das Loslassen alter Verhaltensmuster, die teilweise auch dazu beigetragen haben, dass die Krankheit ausbrechen konnte und hilft neue Lebensperspektiven zu entwickeln und gibt Kraft, diese umzusetzen.
Die Klangmassage ergänzt daher auf ideale Weise die psychotherapeutische Begleitung des »Krebspatienten«. Während der Chemotherapie- bzw. Bestrahlungsphase, die teilweise sehr stark an die Substanz des Patienten geht, hilft regelmäßige Klangmassage vor und nach den Behandlungszyklen die innere Stabilität zu stärken und aufrecht zu erhalten, sowie dabei die Angst vor den zum Teil sehr unangenehmen Folgen dieser Therapien zu minimieren. Die Diagnose »Krebs« stellt nicht nur den Betroffenen selbst, sondern auch seine Umgebung, seine Angehörigen, Freunde und Arbeitskollegen, plötzlich und unerwartet vor eine gänzlich neue, nicht überschaubare Lebenssituation. Für Menschen im nahen Umfeld ist es oft schwierig, mangels Erfahrung »normal« mit dem Erkrankten umzugehen. Nicht selten verspüren sie eine gewisse Angst und Unsicherheit im Kontakt mit dem Betroffenen. Auch Ehegatten bzw. Lebensgefährten haben Angst, gerade in dieser schwierigen Situation, körperliche Nähe zu schenken. Dieser oft entstehende Mangel an körperlicher Zuwendung, erzeugt in dem Patienten ein verstärktes Minderwertigkeitsgefühl und senkt die Lebensfreude, die gerade in diesen Phasen besonders wichtig wäre. Hier kann die Klangmassage in mehrerlei Hinsicht hilfreich sein: Zum einen erlebt der Patient die Zuwendung vom Klanggebenden, er spürt auch körperliches Wohlbefinden durch die Schwingungen der Klangschalen. Zum anderen kann es oft sehr hilfreich sein, die nähere Umgebung des Erkrankten mit einzubeziehen, dergestalt, dass man auch ihnen das unterstützende Angebot der Klangmassage macht oder eine gemeinsame Klang- Sitzung in Form eines »Klangbades« anbietet. Im gemeinsam erlebten Klangraum können Ängste und Unsicherheiten überwunden werden und wieder Nähe entstehen. Das gemeinsame Klangerlebnis bietet die Möglichkeit, etwas Schönes und Wohltuendes miteinander zu teilen – ein willkommener Kontrast zu dem sonst so belastenden Umgang mit der Krankheit. Es ist auch sinnvoll, in einer Klinik Klang-Meditations-Wohlfühl-Abende für Patienten und Angehörige evtl. auch für überlastetes Pflegepersonal anzubieten. Sie finden dabei Distanz zum Alltagsgeschehen und können neue Kraft schöpfen.
Dr. med. Herbert Seitz: Klangmassage zur Begleitung vor und nach chirurgischen Eingriffen, in: Hess/Koller (Hrsg.): Klangmethoden in der therapeutischen Praxis, Verlag Peter Hess, 2009, S. 65 ff.
Dr. med. Herbert Seitz
ist Facharzt für Chirurgie. Schwerpunktmäßig arbeitet er auf den Gebieten der Unfall-, Allgemein- und Gefäßchirurgie, Orthopädie und physikalischen Medizin. Er ist ausgebildet in der Peter Hess-Klangmassage und integriert diese in sein schulmedizinisches Behandlungsspektrum. Er praktiziert in eigener Praxis in Kufstein/Österreich.
Prävention mittels Klang und Peter Hess-Klangmassage
Zur Prävention von Burn-out wäre das Einführen von regelmäßigen Klangmassagen und Klangbädern (Maximum 1-mal in der Woche bis Minimum 1-mal im Monat) zur Entspannung und Regeneration hervorragend geeignet. Bei der Peter Hess-Klangmassage handelt es sich um ein sehr attraktives Angebot, insbesondere für Burn-out Patienten, die häufig nicht mehr die Kraft haben große Anstrengungen zu machen. Bei dem Klangmassageangebot können sich die Patienten im bekleideten Zustand einfach hinlegen und sich passiv wie ein Baby versorgen lassen. Sie müssen rein gar nichts tun – nur zulassen – so kann durch diese Regression Loslassen geschehen.
Das erlebe ich bei meinen Klienten als sehr zentral. Wieder ein Stück ans Urvertrauen anzudocken, indem man sich ganz dem anderen anvertraut und einfach genießen kann, ist ein wichtiges Gegengewicht zum chronischen Stress. Wieder Vertrauen zu anderen zu entwickeln ist ein wesentlicher Fortschritt für die soziale Beziehungsfähigkeit, da die von Burn-out Betroffenen in ihrem Leidensweg misstrauisch und negativ über andere denken. Wer seine Speicher nie richtig entleert und immer wieder dazwischen auftankt, wird es leichter schaffen auch in anstrengenden, stressbeladenen Zeiten eine innere Balance zwischen Geben und Nehmen aufrechtzuerhalten.
Bei der Einführung eines »Burn-out-Passes« sollte meiner Meinung nach die Klangmassage einen zentralen Platz einnehmen, da sie bereits in der Prävention wertvolle Dienste zu leisten vermag. Hier geht es darum, eine gesunde »Lifework- balance« aufrechtzuerhalten. Diese wird oft erst in den therapeutischen Sitzungen wieder erarbeitet. Das Ziel besteht in einem guten Gleichgewicht zwischen Arbeitseinsatz und beruflicher Leistung sowie Freizeit, Erholung und Zufriedenheit im persönlichen Bereich.
Dies bestätigen auch die neuesten Ergebnisse der Studie zur Stressbewältigung des Europäischen Fachverbandes Klang-Massage-Therapie e.V. in Kooperation mit dem Institut Dr. Tanja Grotz, welche zeigen, dass bereits die Intervention von »5 Basis-Klangmassagen« die Stressverarbeitung und das Körperbild der Probanden positiv beeinflussen.
Klangmassage Therapie als Intervention in der Burn-out- Behandlung
Die meisten Menschen reagieren auf die Behandlung mit Klangschalen erstaunlich positiv. Sie können sich schnell in einen Tiefenentspannungszustand fallen lassen ohne viel dazu beizutragen. Diese Methode ist daher sehr niederschwellig und einfach einsetzbar und überzeugt durch ihre Wirkung. Positiv zu werten ist auch, dass keine lange Überzeugungs- und Motivationsarbeit im Vorfeld erforderlich ist. Wie so oft ist der Schritt, selber ein Entspannungsverfahren zu erlernen, wie es bei anderen Methoden (z.B. Autogenes Training oder Progressive Muskelentspannung) der Fall ist, für einen ohnehin schon überforderten Menschen meist zu groß oder der Patient muss erst kognitiv vom Nutzen des Erlernens einer Entspannungsmethode überzeugt werden. Mit der Anwendung von Klangschalen zur Entspannung machen der Körper und das Unbewusste in uns den ersten Schritt und zeigen wie es sich anfühlt, ganz entspannt zu sein. Das ist wohl die beste Motivation und Hilfe allein weiterzumachen (vgl. Erlernen der Autosuggestion S. 168ff.). So stellt die Klangarbeit eine sehr leicht anzunehmende Intervention dar, die zugleich ein sanftes und sehr effektives Angebot ist.
Achtsamkeit, Entspannung und Meditation, haben heute auch Einzug in die psychotherapeutischen Methoden gefunden. Sie lassen sich hervorragend mit der Klangarbeit kombinieren und sind unerlässlich in der Behandlung von Burn-out. In unserer hektischen Zeit mit vielfältigsten Arbeitsanforderungen und Lebensproblemen, dem Lärm und der Reizüberflutung bedarf es eines bewussten Innehaltens, um das seelische Gleichgewicht aufrecht erhalten zu können.
Patienten mit Burn-out-Syndrom lernen sich wieder wichtiger zu nehmen, sich auch einmal an die erste Stelle zu setzen, ihre Wünsche und Bedürfnisse wahrzunehmen und etwas Gutes für sich zu tun.
Das Erlernen von Entspannung gehört zu den Grundpfeilern des Stressmanagements und ist somit eine bedeutsame Vorbeugungs- und Behandlungsmaßnahme bei negativen Belastungsfolgen bzw. Burn-out und ein wichtiger Baustein in vielen psychotherapeutischen Vorgehensweisen.
Durch gezielte Entspannungsübungen können insbesondere negative »Burnout- relevante« Gefühlszustände wie Wut, Ärger oder Angst abgebaut werden. Aufgrund der positiven Erfahrung, mit Stresssituationen besser umgehen zu können und sich angenehmer zu fühlen, werden auch das Selbstvertrauen und die Selbstsicherheit gestärkt.
Regelmäßige Klangmassagen und Klangbäder zur Entspannung bewirken geradezu Wunder, was den Entspannungseffekt und die schnelle Regeneration angeht. Auch Menschen, die von sich sagen, dass sie sich schwer entspannen können, werden durch diese Methode – meiner Erfahrung nach – schnell in einen tiefen Entspannungszustand gebracht. Zur Überraschung meiner Klienten passiert das in erstaunlichem Ausmaß auch für sie selbst, sodass sie von ihren tiefen Entspannungserfahrungen selbst ganz überrascht sind. So höre ich immer wieder Sätze wie: »Ich habe mich schon seit langem nicht so gut erholt und entspannt gefühlt, wie bei dieser Klangbehandlung«.
Fallbeispiel aus meiner Praxis
Eine Klientin, die eine längere Burn-out-Phase und eine Brustkrebs-Operation hinter sich hatte, kam zu mir in Behandlung.
Nach drei kurz aufeinander folgenden Eingriffen klagte sie über starke postoperative Schmerzen und enorme Befindlichkeitsstörungen. Während der Klangmassage konnte ich jedes Mal schon an ihrem Gesichtsausdruck, der ein entspanntes Lächeln zeigte, und an der tiefen Bauchatmung erkennen, wie gut ihr das Klang-Angebot tat. Sie erklärte mir anschließend voller Freude, dass sie während der Klangmassage ihren Körper nach langer Zeit wieder einmal so erlebte, wie sie es sich wünschte:
»Endlich, seit langem bin ich ohne diese Schmerzen. Wie wunderbar ist doch dieser Zustand, wo ich meinen Körper so herrlich spüre, frei, leicht, gesund und völlig schmerzfrei«, betonte sie. »Da spüre ich, es ist einfach alles gut und ich glaube, dass ich wieder ganz gesund werde«.
Sie war außer sich vor Freude und Dankbarkeit. Sogar der Lymphstau und das Ziehen im Oberarm waren einem angenehmen Strömen gewichen. Sie empfand es als das größte Geschenk den Körper nach so vielen leidvollen Erfahrungen in seinem Potential des Gesunden, sich absolut wohlfühlenden Zustands zu erleben und es gab ihr wieder Hoffnung, Vertrauen und Zuversicht in die Heilkraft ihres Körpers.
In vielerlei Hinsicht, ist die Vorstellung des gesunden, vitalen Körpers ein wesentlicher Schritt in die gewünschte Richtung und aktiviert die Selbstheilungskräfte, wie man aus wissenschaftlichen Untersuchungen heute weiß. In meiner psychotherapeutischen Arbeit verwende ich gerne die Imagination des eigenen Gesundheitsbildes als eine Methode. Noch viel wirksamer ist es, die Vorstellung auch wirklich zu einem Teil der eigenen Realität werden zu lassen und so den Heilungsprozess zu beschleunigen.
Auswirkungen der Klangmassage Therapie bei Burn-out
Wenn die Klienten nach der Klangmassage aus dem tiefen Entspannungszustand zurückkehren, fühlen sie sich wieder an ihre »Quelle der Kraft und Freude« angeschlossen, rückverbunden mit ihrem ureigensten Wesen, selbstverständlich in sich ruhend und vibrierend. »Alles schwingt noch nach«, sagen viele und drücken damit aus, was Schwingung, Leben, Lebendigkeit und im Fluss sein bedeutet.
Der Begriff »flow« wird auch in diesem Zusammenhang verwendet. Mit »flow« (engl. fließen, strömen), meinen wir auch das völlige Aufgehen in einer Tätigkeit, im Sein, in einer selbstverständlichen, lustvollen und heiteren Weise Eins zu sein mit sich und der Welt, ganz in unserer Mitte sein. In unseren Lebensfluss einzutauchen und nicht wie ein gestrandeter Wal am Ufer zu liegen und nicht mehr weiterzukommen, das ist die Devise. Da der menschliche Körper ja zum größten Teil aus Wasser und anderen Körperflüssigkeiten besteht, können sich die Schwingungen des Klangs wie die Wellen im Meer ausbreiten und alle Zellen in Vibration versetzen und so die Lebensenergie zum Fließen bringen.
Ziel bei der Behandlung von Burn-out-Betroffenen ist, sich wieder als Schöpfer/Schöpferin seines/ihres eigenen Lebens zu fühlen, selbst zu gestalten und entscheiden zu können. Wegzukommen vom Gefühl des »Gejagtseins«.
»Wer selbstlos ist, ist sein Selbst los!«, heißt es zu Recht. Aufopfernde Menschen mit der Tendenz zum Helfersyndrom oder dem Streben nach Perfektionismus sind besonders Burn-out-gefährdet und zum Umdenken aufgefordert. Unlängst fragte ich eine Klientin nach ihrem Befinden – woraufhin sie antwortete: »So, wie es die anderen wollen!«
Nicht eine Marionette der anderen zu sein, sondern wieder Verantwortung übernehmen, sich erreichbare Ziele setzen und ein liebevoll auf sich selbst Schauen, dass es mir gut geht, ist die beste Prävention.
Nicht immer nur den vernünftigen »Erwachsenen-Teil« zum Zug kommen lassen, sondern dem »inneren Kind«, das spielerisch, spontan, lebendig und im Augenblick ist, wieder Raum geben. Dann verändern sich Selbstbewusstsein und Selbstbild.
Im Verlauf der Psychotherapie mit Burn-out-Betroffenen kommt es immer wieder zu einem Wertewandel und zur Veränderung innerer Glaubenssätze, Überzeugungen und Leitlinien. Hier verwende ich den Klang der Klangschale sehr effizient zum Verankern der neuen »beliefs«, Ausrichtungen und Ziele. So werden diese schon durch die ruhigen, angenehmen Klänge mit positiven Emotionen assoziiert und visualisiert. Mithilfe der Klangentspannung ist eine völlig neue Grundvoraussetzung geschaffen, in der die Klienten neue Lebensentwürfe, Lebensziele und Ressourcen in umsetzbare Alltagsgestaltung bringen können.
So ist der Entschluss, zur Klangmassage zu kommen, schon ein Zeichen für: »Ich denke an mich, tue mir etwas Gutes, bin bereit mich fallen zu lassen und alles Schwere abzugeben, nehme das Wohltuende an«.
Bei chronisch erschöpften Menschen mit Burn-out machte ich die Beobachtung, dass sie durch die Klangmassage sehr rasch in eine Tiefenentspannung gelangen und so, als ob der Körper einen großen Nachholbedarf hat, dann auch ein gesteigertes Ruhe- und Schlafbedürfnis endlich zum Ausdruck bringen können. Meiner Erfahrung nach saugen derart ausgelaugte Menschen den Klang förmlich mit jeder Faser auf.
Rückmeldungen wie: »Ich konnte gar nicht genug bekommen von dem Klang, der mich so genährt hat«, zeigen, dass hier ein essentielles Bedürfnis angesprochen wird. So deutlich Babys sich mitteilen, wenn sie Hunger spüren, so sehr können wir als Erwachsene unser Bedürfnis nach seelischer und geistiger Nahrung offenbar zurückhalten.
Ich finde es erstaunlich, dass durch die Klangarbeit immer genau das passiert, was gebraucht wird: Auf körperlicher, seelischer und geistiger Ebene eine erheblich positive Beeinflussung des Wohlbefindens! Sie belebt alle Körperzellen und wirkt auf ganzheitliche Art und Weise. Daher ist es wichtig, dem Klienten/der Klientin schon vorher zu vermitteln, dass Klangmassage-behandlung kein Mittel ist, um nachher genauso ausbeuterisch mit sich umzugehen, sondern ein Botschafter sein kann, einen neuen Weg einzuschlagen. Es gilt zu berücksichtigen, dass die wahren Bedürfnisse ans Tageslicht kommen und unbedingt anschließend eine Ruhe- oder Schlafphase eingeplant werden soll – falls der Wunsch entsteht – und nicht direkt zum nächsten Termin zu hetzen. Die Wahrnehmung der Bedürfnisse nach Schlaf, Ruhe, Ausgleich, Bewegung, sozialen Kontakten, Zuwendung, etc. ist für Burn-out-Betroffene nicht mehr selbstverständlich. Sie lernen, in der Psychotherapie, sich diese wieder zuzugestehen und zu genießen, nachdem die dahinterliegenden Probleme und Hindernisse aufgearbeitet sind.
Als Psychotherapeutin ermöglicht mir die Klangbehandlung, meinen Klienten ganz schnell zu zeigen, wie es sich anfühlt wieder ganz in der eigenen Mitte zu sein. Den inneren Raum zu erkunden, ihn als kraftvoll und stärkend zu erleben, sich wieder an die innere Quelle der Kraft anzuschließen hat meist eine so außergewöhnlich starke Wirkung, dass sie ihr selbstzerstörerisches Verhalten leicht aufgeben können und sich oft hinterher fragen, warum sie dies nicht schon längst getan haben.
Auszüge aus: Dr. phil. Rosa Matzenberger: Klangmassage zur Burn-out Prävention und Burn-out Behandlung, in: Hess/Koller (Hrsg.): Klangmethoden in der therapeutischen Praxis, Verlag Peter Hess, 2009, S. 158 ff.
Rosa Matzenberger
ist Klinische Psychologin, Gesundheitspsychologin und Psychotherapeutin in systemischer Familientherapie, Supervisorin, Weiterbildung in Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie, Hypnotherapie nach M. E. Erickson, Systemische Strukturaufstellung nach Matthias Varga v. Kibed und Insa Sparrer sowie Siegfried Essen, Ausbildung in der Peter Hess-Klangmassage, Dozentin am Peter Hess Institut.
Seit 20 Jahren im Klinischen Bereich mit Kindern, Jugendlichen und Familien tätig, Arbeit in freier Praxis mit Einzelpersonen, Paaren und Familien, Gruppen, Supervision, Seminar- und Lehrtätigkeit.
Rechtliche Empfehlungen: In den ersten 3 – 4 Monaten der Schwangerschaft sollte keine Klangschale auf den Bauch aufgestellt werden, da sich Kinder in dieser Zeit oft noch entscheiden, nicht geboren zu werden (Fehlgeburt) und die Gefahr besteht, dass die Fehlgeburt auf die Klangmassage zurückgeführt werden könnte. Während der gesamten Schwangerschaft sollten die Klangschalen nicht auf das Kreuzbein gestellt werden, da dies Wehen fördernd sein könnte (vgl. Bindegewebsmassagen). Ab vier Wochen vor der Geburt erübrigt sich dieses Thema, da Wehen dann eher wünschenswert sind.
Natürliches Wissen um Gebären und Umgang mit Neugeborenen
Der weibliche Körper ist evolutionsbedingt sozusagen auf Gebären »programmiert «. Damit tragen Frauen das Wissen um dieses Thema ganz selbstverständlich in sich. Jedoch ist der Zugang zu dieser Ressource, zu diesen Instinkten oft verschlossen. Unsere wissensorientierte Zeit fordert Rezepte, klare Vorgehensweisen und liefert entsprechend viele Informationen – dabei wird jedoch oft die große Bedeutung der Verbindung zum Gefühl, zur Wahrnehmung und Erfahrung außer Acht gelassen. Dabei ist es von zentraler Bedeutung, dass die werdende Mutter (oder die, die es werden möchte) in Kontakt zu sich selbst und zum ungeborenen Kind ist. Dies zu fördern und zu stärken ist Anliegen der Klangarbeit.
Grundhaltung für Hebammen, die mit Klang arbeiten
Durch den Klang der Klangschale hat die Hebamme ein wunderbares Mittel an die Hand bekommen, um Frau und Kind miteinander in Kontakt zu bringen und das natürliche Bonding zu stärken. Die tragende Rolle dieser frühen Bindung für unser weiteres Leben ins Bewusstsein zu holen, bedarf in unserer leistungsorientierten Gesellschaft zunehmend eines Erinnerns. Dass die werdende Mutter in gutem Kontakt mit sich selbst ist, ist zentrale Voraussetzung dafür, dass sie in einen guten Kontakt zu dem Kind gehen kann, das heißt, dass das natürliche Bonding zwischen Mutter und Kind stattfinden kann. In der Pränatalpsychologie weiß man um die besondere Bedeutung dieser ersten Beziehung zwischen Mutter und Kind. Sie ist grundlegend für die spätere gesunde ganzheitliche Entwicklung eines Menschen und prägend für alle weiteren Beziehungen im Leben. Hier bereits während der Schwangerschaft Unterstützung zu geben ist daher besonders wertvoll und wichtig. Durch die zunehmende kognitive und materielle Ausrichtung unserer Werte scheinen wir den Bezug zu grundlegendsten emotionalen Muster »vergessen« zu haben. Mit Hilfe der Klänge wird ein »sich Erinnern« gefördert und damit Wachstum ermöglicht.
Es gilt die Aufmerksamkeit, die Faszination für das Wunder der Schwangerschaft wieder wahrzunehmen, sich dessen bewusst zu werden – auf eine ganz emotionale, instinkthafte Weise.
Es geht darum, aus sich heraus agieren zu können, an dieses grundsätzliche Wissen in uns, d.h, an das Vertrauen in uns selber (Selbstvertrauen), wieder anzudocken.
Mögliche Ziele in der Klangarbeit mit Schwangeren
Allgemein
Wenn keine speziellen Problematiken vorliegen, ist das Ziel der Klangarbeit mit Schwangeren vor allem:
- Erdung
- Zentrierung
- Stärkung der Mitte
- Geborgenheit vermitteln
- Selbstverstrauen und Selbstsicherheit stärken
- Zugang zu (verschütteten) Instinkten und Weisheiten öffnen
- Vertrauen in den eigenen Körper stärken.
Unerfüllter Kinderwunsch und Komplikationen bei Schwangerschaft und Geburt
Für immer mehr Frauen und Paare ist das Thema Kinderwunsch, Schwangerschaft und Geburt mit Ängsten und Kummer verbunden. In Deutschland leiden etwa 20 bis 25 Prozent aller Paare unter einem unerfüllten Kinderwunsch. Die Ursachen hierfür sind vielfältig. 15 Prozent aller (klinisch diagnostizierten) Schwangerschaften enden vorzeitig mit einem Abort, einer Fehlgeburt. Die häufigsten Störungen bzw. Beeinträchtigungen während einer Schwangerschaft sind:
- Hyperemesis gravidarum (Schwangerschaftserbrechen)
- EPH – Gestose (Schwangerschaftsvergiftung), geht einher mit hohem Blutdruck (Hypertonus), Eiweißausscheidung im Urin (Proteinurie), Wassereinlagerungen (Ödeme) im Gewebe
- Vorzeitige Wehen
- Die Rate der Frühgeburten, also einer Geburt vor Vollendung der 37. Schwangerschaftswoche, liegt bei etwa 10 Prozent.
Der natürliche Vorgang von Schwangerschaft und Geburt wird zunehmend technisiert und scheint manchmal fast schon wie eine »Krankheit« behandelt zu werden. Der Trend zum geplanten Kaiserschnitt nimmt zu. Es scheint, als wollte man alles Natürliche zunehmend aus der Geburtshilfe verbannen. Wir nehmen uns dadurch eine wichtige Chance. Denn durch die Geburt haben Mutter und Kind die Möglichkeit, Krisen als positiven Lernschritt im Leben zu erfahren.
Es gibt vielfältige weitere Intentionen in der Klangarbeit mit Schwangeren, zum Beispiel:
- Selbstwahrnehmung und Achtsamkeit für den eigenen Körper fördern
- Vertrauen in das Wissen des Körpers stärken
- Entspannung konditionieren
- Mit Affirmationen positive Geburtsbilder verankern
- Ängste abbauen – Selbstvertrauen stärken
- Krisenbereitschaft fördern – sich der Herausforderung der Geburt vertrauensvoll stellen
- Hingabe fördern
- Frühes Bonding zwischen Mutter und Kind fördern.
Die sensible Selbstwahrnehmung und der vorgeburtliche Kontakt zum Kind sind die Basis, um die Sprache des Körpers zu verstehen. Der Körper sendet klare Botschaften; diese Signale sind Wegweiser zur Gesundheit, denn der menschliche Körper hat, wie alle lebendigen Systeme, ein natürliches Harmonisierungsbestreben, ein Streben nach Ordnung und Ökonomie.
Je stärker diese Basis ausgeprägt ist, desto hoffnungs- und vertrauensvoller kann die Frau in die Zeit blicken, wenn das Kind geboren ist, desto mehr lernt sie, auf die eigene Intuition zu hören. Sie kann somit harmonisch im Klang des Lebens mitschwingen, der uns alle umgibt und dem Neugeborenen damit einen fruchtbaren Boden für Wachstum und Entwicklung ermöglicht. Störungen in der Schwangerschaft als Hilfeschrei des Körpers Symptome bzw. Störungen in der Schwangerschaft, wie Hyperemisis (Schwangerschaftsübelkeit und -erbrechen), vorzeitige Wehen; HELP – Syndrom, EPH – Gestose (Schwangerschaftsvergiftungen/Entgleisungen von Nieren, Leber, Blutkreislauf) können als Versuch des Körpers verstanden werden, die fehlende Aufmerksamkeit einzufordern, als Hinweis, wieder in Kontakt mit sich selbst zu gehen, als Kommunikationsversuch des Körpers zum Geist, als Hilfeschrei des Körpers, der eine andere Haltung, eine andere Aufmerksamkeit und Wahrnehmung einfordert.
Es geht um Kontakt zu sich selbst, Kontakt zum Bauch, zum Gefühl, Nicht – Kopf, Nicht – Verstand, natürlich auch um Kontakt zum ungeborenen Kind, um das Wahrnehmen der Symbiose, das Bonding, das schon pränatal beginnt.
Fehlgeburten
Gerade bei Frauen, die bereits einige Fehlgeburten erleben mussten, verhindern oft vielfältige Ängste den positiven Verlauf einer erneuten Schwangerschaft. Hier kann es sinnvoll sein, an folgenden Themen zu arbeiten:
- Klang nutzen, um bei sich anzukommen
- Versuchen, bei sich anzukommen, sich zu spüren, Körper wahrnehmen
- Das Becken spüren – Bezug zum Beckenraum aufbauen
- Ängste thematisieren – Aufarbeitung z.B. durch Klang-Rituale, Abschied nehmen
- Das Alte abschließen, bevor was Neues kommen darf
- Was sind meine Ressourcen (vgl. Systemischer Ansatz: Time-Line-Arbeit)
- Schuldgefühle aufarbeiten – meinem Körper kann ich vertrauen, der weiß was er tut, und das, was er tut, ist richtig – was auch immer das ist
Als Beispiel: Mein Körper ist mein Boss! - Mit Klang durch erneute Schwangerschaft begleiten.
Eigene Bedürftigkeit durch Klang nachnähren
Aus der Pränatalpsychologie ist bekannt, dass viele Defizite aus der Zeit im Mutterleib stammen, aus dem Nicht-Kontakt zwischen Mutter und Kind. Vielleicht ist diese Kontaktaufnahme auch deshalb für viele werdende Mütter so schwer, da sie selbst diese Symbiose nicht erlebt haben und es sie daher auch nicht geben könne?
Es erfordert viel Arbeit an sich selbst, um diese natürlichen unbefriedigten Bedürfnisse nachzunähren – Klang kann hierbei ein hilfreiches Medium sein. Er scheint an eine Ur-Erfahrung anzuknüpfen, die evolutionsbedingt im Zellgedächtnis gespeichert ist – an die kosmische Einheit, die noch vor der Befruchtung anzusetzen ist – die spirituelle Dimension. Natürlich sind im Zellgedächtnis auch traumatische Erlebnisse im Sinne von »zu schnell, zu plötzlich, zu heftig« gespeichert. Der Klang kann hier einen sichernden Raum bieten, Bilder noch einmal auftauchen zu lassen. Der Klang und der Kontakt zum Klangtherapeuten bieten hier ein sicheres Netz, um eine neue, nachnährende Erfahrung zu machen. Das »Steckengeblieben-Sein« im Trauma kann hier eine adäquate Lösung erfahren.
Die nochmals durchschrittene Gefühlswelt kann integriert werden und dadurch Wachstum geschehen. Der Klang und der Kontakt zum Gegenüber bilden einen sicheren, geborgenen Raum, der durch das therapeutische Wissen des Klangtherapeuten und die unbewussten Ressourcen des Klienten genutzt werden kann. Dem Klang kommt dabei eine therapeutische Qualität von »dasein, sicher sein, verlässlich-sein« zu.
Die Erfahrungen aus der Praxis zeigen, dass die Klänge der Klangschalen helfen, die problematischen Bereiche überhaupt erst anzusehen – dies ist in der sichernden, verlässlichen Qualität begründet, die die Klänge der Klangschale fast allen Menschen vermitteln.
Urvertrauen stärken
Die Pränatalzeit ist bei den wenigsten Menschen heil. Das Gefühl des Urvertrauens scheint eher mit der Zeit davor verbunden, dem Gefühl kosmischen All-Eins-Seins, wie es oft während oder nach einer Klangmassage/ Klangmeditation mit Klangschalen beschrieben wird.
Dieses Gefühl aus der »Zeit davor« sollte sich natürlicherweise ins grenzenlos Schwimmende, der Symbiose im Mutterleib, fortpflanzen. Danach käme der Kontakt zur Mutter, in dem sich diese Symbiose fortsetzt, der Weg in die Familie – als Kleinkind – und später die Loslösung aus dieser Symbiose und das hinausgehen in die Welt.
Die Pränatalpsychologie zeigt auf, dass dieser natürliche Ablauf oft schon während der Schwangerschaft gestört ist und sich dann weiter im Leben fortsetzt. Naturtoninstrumente, wie die Klangschale, scheinen an das Urvertrauen – aus dem Sein in der »Ursuppe« wieder anzuknüpfen und ein Nachnähren und Wachsen zu ermöglichen.
Daher kann die Klangarbeit gerade auch in der Arbeit mit Schwangeren oder bereits vorher, eine hilfreiche Unterstützung für eine gesunde Entwicklung des Kindes und für ein Stärken der werdenden Mutter sein. Vielleicht hängt im Fall einer ungewollten Kinderlosigkeit dies auch mit solchen oder ähnlichen Ängsten und unbearbeiteten Traumatas zusammen? Es ist immer wieder zu erleben, dass die Klangmassage hier zu einer Veränderung führen kann, und Frauen ganz entgegen der Erwartung ihrer Gynäkologen doch schwanger werden.
Klangschalen haben eine zentrierende, sammelnde, bündelnde Qualität. Sie helfen, wieder in der eigenen Mitte anzukommen, das »Brüten« zu lernen, wie es für eine Schwangerschaft wichtig sein kann.
Diese Qualität kann natürlich auch in anderen Bereichen familientherapeutischer Arbeit genutzt werden, die in der Zeit der Schwangerschaft von Bedeutung ist und hilfreich sein könnte.
Im Zuge einer Schwangerschaft stellt sich für die werdende Mutter oft die Frage: Was ist meine Rolle – als werdende Mutter, als Mutter, in der Partnerschaft?
Es bestehen z.B. (unbewusste) Ängste, nicht mehr wichtig genommen zu werden, vernachlässigt zu werden. Diese Ängste können aus der eigenen Erfahrung als Säugling oder Kleinkind rühren, selbst nicht versorgt worden zu sein. Nicht selten wird dieses regressive Verhalten auf den Partner projiziert – hier kann die Klangarbeit helfen, Bewusstsein zu schaffen und wieder in die Eigenverantwortung und in die Harmonie zu kommen.
An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, wie wichtig die Arbeit mit dem »Inneren Kind« ist, und die Klärung: Wo ist die Bedürftige und an welche Stelle gehört sie? Das »Innere Kind« sozusagen zu erlösen, kann gerade beim Thema unerfüllter Kinderwunsch von Bedeutung sein.
Paararbeit
Die Klangarbeit bietet auch besonders vielfältige Möglichkeiten den Partner der Frau einzubeziehen, z.B. mit dem Ziel:
- Gemeinsam schöne Momente erleben
- Die Frau während der Schwangerschaft und bei der Geburt unterstützen
- Paarbeziehung während der Schwangerschaft stärken, d.h., Beziehung in der zukünftigen Familie stärken
- u.v.m.
Nach der Geburt
In der Phase unmittelbar nach der Geburt können die Klänge mit dem Ziel eingesetzt werden, die gewonnene Einheit zwischen Körper-Geist-Seele zu stabilisieren und zu erhalten. Dies ist eine gute Grundlage für die Frau, um ausgeglichen und selbstsicher in die neuen Herausforderungen der Familie hineinzuwachsen.
Zentrale Fragen in der Ausübung der Klangmassage
Folgende Fragen sind entscheidend für den Rahmen, den eine Klangmassage bietet, ob sie nur zur Entspannung gegeben wird, oder ob sie als therapeutisches Mittel zum Einsatz kommt:
- Was will ich?
- Zu was lade ich bei einer Klangmassage ein? – Zu einer Entspannung oder zu einer therapeutischen Begleitung?
- Was kann ich?
- Das heißt, welche Ausbildungen beziehungsweise welches Handwerkszeug habe ich, um eventuell therapeutische Prozesse zu begleiten?
- Was darf ich?
- Habe ich im rechtlichen Sinne die Erlaubnis zu »therapieren« oder zu »heilen«?
Auszug aus: Connie Henning: Klangmassage in der Schwangerschaft und Geburt, in: Hess/Koller (Hrsg.): Klangmethoden in der therapeutischen Praxis, Verlag Peter Hess, 2009, S. 216 ff.
Connie Henning
arbeitet seit über 20 Jahren als freiberufliche Hebamme und seit sieben Jahren als Heilpraktikerin für Psychotherapie in eigener Praxis. Weiterbildungen unter anderem in Craniosacral-Therapie und in systemischer Familientherapie, Fortbildung in lösungsorientierter Hypnose sowie in der Musiktherapie nach Wolfgang Strobel. Autorisierte Ausbilderin in der Peter Hess-Klangmassage.
Wie der Klang in meine Praxis kam: Eine Patientin hat mir von der Klangmassage erzählt und ich hielt das zunächst für reichlich abgedreht. Auf einer Gesundheitsmesse hatte ich später die Gelegenheit, es selbst auszuprobieren. Das was dort, trotz der störenden äußeren Bedingungen der typischen Messeatmosphäre, in meinem Körper passiert ist, kann ich noch heute kaum in Worte fassen. Es war eine Art Initialzündung. Mir war sofort klar: Das ist es!
Nachdem der Klang in meine Praxis eingezogen ist, ist mit dem Klang auch neues Leben dort eingekehrt. Im Nachhinein habe ich mich gefragt, wie ich vorher ohne Klang auskommen konnte. Inzwischen sind die Peter Hess-Klangmassage und andere klangtherapeutische Behandlungen sowie auch die Beratung mit Unterstützung der Peter Hess-Klangpädagogik unverzichtbare Bestandteile meiner Arbeit geworden. Die Klangtherapie ist ideal mit den anderen Therapieverfahren in meiner Praxis kombinierbar. Besonders gut ergänzen sich Klangpädagogik und NLP- Techniken in der Beratung. Die Arbeit mit den Klängen unterstützt genau meinen Ansatz, den Menschen als ein Ganzes zu begreifen. Das verbreitete Schubladendenken vieler Medizinbereiche bringt oftmals nur Verschiebungen der Krankheitsschauplätze, also Symptomkosmetik, hervor. Wirkliche Veränderungen entwickeln sich erst durch komplexe Interaktionen im gesamten Organismus.
Besonders spannend finde ich, wie sich durch die Klänge der Körper in seiner Statik ganz neu ausrichten kann. Sogar verschleißbedingte Beschwerden werden deutlich gebessert. Veränderungen, die sich vielfach auch im veränderten Verhalten des Patienten nach Außen spiegeln. Mit den Klängen als tragende Stütze lässt sich sehr viel leichter Vertrauen und Sicherheit aufbauen, so dass auch die psychosomatischen Hintergründe einer Erkrankung angesehen werden können. Prozesse, die in der Tiefe schlummern, kommen an die Oberfläche und erfahren mit Hilfe der klangtherapeutischen Begleitung eine tiefgehende Neuordnung.
Im Folgenden möchte ich einige Fallbeispiele aus meinem Praxisalltag schildern, um die Einsatzmöglichkeiten und das Potential der Klänge zu verdeutlichen.
Fallbeispiel 1
Eine Patientin (45 Jahre) kommt mit schweren schmerzhaften Lumbalgien (Rückenschmerzen) in meine Praxis. Neben ausgeprägten Muskelverkrampfungen und Bewegungseinschränkungen liegen Wirbelblockierungen in der Hals- und Brustwirbelsäule vor. Durch die starke Anspannung und Schmerzhaftigkeit ist kaum eine Manipulation möglich. Eine kurze Klangmassage mit einer zunächst schmerzfernen und später bahnenden Vorgehensweise löst die Abwehrspannung und ermöglicht dadurch im Anschluss eine problemlose manuelle Lösung der Blockierungen und hilft, die Beweglichkeit wieder herzustellen.
Fallbeispiel 2
Eine Patientin (67 Jahre) hat seit einiger Zeit Schmerzen im linken Knie sowie Gehbeschwerden. Im MRT werden leichte Verschleißerscheinungen im Kniegelenk diagnostiziert. Der Orthopäde empfiehlt eine Arthroskopie. Zunächst korrigiere ich mit einer Kombination aus Klangmassage und manueller Therapie den Beckenschiefstand und damit die Hauptursache. Schmerzen und die Störungen im Bewegungsablauf werden sodann mit einer abgewandelten Form der Klangmassage therapiert, die von Dr. Herbert Seitz (Kufstein/Österreich) entwickelt wurde.
Dabei sitzt die Patientin, ohne sich mit dem Rücken anzulehnen und stellt ihre Füße auf eine tuchbespannte Rahmenkonstruktion mit hoher Schwingungsübertragung – ein »Klangbänkchen«. Durch unterschiedliche Anordnungen der Klangschalen auf und um den Patienten herum werden verschiedene diagonale und parallele Schwingungsmuster angeboten. Die gesamte Statik des Körpers kann sich neu ausrichten. Während einer solchen Behandlung ist oftmals zu beobachten, wie sich der Rücken neu ausbalanciert und eine Aufrichtung erfolgt. Schon nach einigen Behandlungen bessern sich die Beschwerden der Patientin und sie kann wieder ihre gewohnten Walking-Runden drehen.
Fallbeispiel 3
Dieser Fall ist eine besondere Herausforderung. Der Patient (20 Jahre) renkte sich durch leichteste alltägliche Bewegungen komplett beide Schultergelenke aus. Es kommt dabei beidseits zu einem vollständigen Herausspringen der Gelenkköpfe aus den Schultergelenkspfannen. Da der Patient an seinem Arbeitsplatz kräftig zupacken muss, passiert das jeden Tag unzählige Male. Nachts leidet er zum Teil an schlafraubenden Schmerzzuständen. Das Problem besteht in leichter Form schon seit Kindheit an, hat sich in der letzten Zeit aber drastisch verschlechtert. Im MRT-Befund zeigen sich leichte Abflachungen des Gelenkkopfes. Der Orthopäde empfiehlt eine operative Verankerung der Gelenkköpfe mit Klammern. Neben den ganzen Begleiterscheinungen der Operation und den Reha-Maßnahmen, die dadurch notwendig würden, stellt sich sodann die Frage nach der Haltbarkeit dieser Lösung, bei den einwirkenden Hebelkräften, die die berufliche Betätigung meines Patienten mit sich bringt. Der Behandlungsversuch gestaltete sich wie folgt. Neben manueller Therapie, Bewegungsübungen und einigen Akupunkturnadeln, setze ich auf die regenerationsfördernde Kraft der Klangschwingungen. Mein Konzept ist, mit gezielter Lenkung der Klangrichtungen Energie in den unterentwickelten Bereichen und im überdehnten Halteapparat der Gelenke zu konzentrieren. Nach kurzer Zeit verschwinden zunächst die nächtlichen Schmerzen. Nach und nach bessert sich die eine, später auch die andere Seite, so dass zum aktuellen Zeitpunkt ein Ausrenken auf der linken Seite kaum noch willentlich herbeizuführen ist und rechts nur noch gelegentlich vorkommt. Die Behandlung dauert noch an.
Fazit
Meine Vorstellung von einer Medizin jenseits von Einschränkungen durch inter-disziplinäre Missverständnisse hin zu einer wirklich ganzheitlichen Behandlung von Körper und Psyche aus einer Hand, kann ich mit Unterstützung durch klangtherapeutische Verfahren leichter umsetzen. Die tragende Kraft der Klänge bringt Körper und Seele in Einklang und macht vieles möglich. Ich fühle mich beglückt, den Klang für mich und meine Praxis entdeckt zu haben.
Auszug aus: Dr. rer. medic. Karolin Warschkow, Klangmassage im Beruf des Heilpraktikers (…) in: Hess/Koller (Hrsg.): Klangmethoden in der therapeutischen Praxis, Verlag Peter Hess, 2009, S. 58 ff.
Dr. rer. medic. Karolin Warschkow
hat Tiermedizin studiert und ist Heilpraktikerin mit den Praxisschwerpunkten Traditionelle Chinesische Akupunktur, manuelle Therapie, psychologische Beratung und Krisenbegleitung sowie Klangmassage. Sie ist NLP-Master (DVNLP), ausgebildet in Peter Hess-Klangmassage und Peter Hess-Klangpädagogik und leitet Seminare zur Persönlichkeitsentwicklung sowie Neuorientierung bei verschiedenen Bildungsträgern.
Grundinformation: Bei der Klangmassage handelt es sich um eine sehr sanfte und hochwirksame Entspannungsmethode, bei der schon ab der ersten Behandlung eine körperliche und seelische Regenerierung, eine angenehme Körperwahrnehmung und eine positive Einstellung zu sich selbst erreicht werden kann. Durch einen Schlaganfall sind Ausfälle verschiedenster Art entstanden, die sich der Kontrolle des Patienten entziehen. Klänge und Schwingungen erreichen den ganzen Menschen – körperlich, emotional und mental.
Die Klangmassage beinhaltet den Einsatz von speziell entwickelten Peter Hess® Therapieklangschalen, die sich durch besonders harmonische Schwingungen und obertonreiche Klänge auszeichnen.
Die ordnenden Impulse der gleichmäßigen Klangschwingungen, die sich bei einer Klangmassage auf den Körper übertragen, und die dadurch entstehende Lockerung der Gewebespannung sowie die einsetzende innere Entspannung (nachzuweisen im EEG durch Absenkung der Hirnströme in Alpha-Wellen) und die veränderte körperliche Wahrnehmung schaffen die Voraussetzungen für Regeneration und wirken lösend oder lindernd auf Symptome und Beschwerden von Stress jeglicher Art wie Schmerzen, Bewegungseinschränkungen, Lähmungen, Sensibilitäts- und Wahrnehmungsstörungen, depressive Verstimmung, Unruhe und Antriebslosigkeit.
Aktivierung physiologischer Funktionen – körperlicher Bereich
In der Folge lässt sich oftmals eine Aktivierung physiologischer Funktionen beobachten, die durch den erlittenen Schlaganfall nicht mehr funktionierten, z.B. eine verbesserte Beweglichkeit in vom Schlaganfall betroffenen Gliedmaßen (passiv und aktiv), verbesserte Sensibilität und Wahrnehmung der zumeist vernachlässigten, betroffenen Körperseite oder verbesserte Sprache, wie bei von Sprachverlust betroffenen Aphasikern (siehe aufgeführte Fallbeispiele).
Durch die Kombination mehrerer therapeutischer Methoden entsteht ein günstiger Synergieeffekt: Durch die Klangmassage lösen sich bspw. Spannungen im schmerzhaften, gelähmten Arm, so dass vom Therapeuten der Arm passiv weiter mobilisiert werden kann, als es vorher möglich war. Mit weniger Schmerzen und Spastik, sowie einem vergrößerten Bewegungsradius sind die Voraussetzungen auf körperlicher Ebene optimiert, so dass der Patient nun aktiv mehr Funktionen übernehmen kann.
Psychische Aspekte im seelisch-emotionalen Bereich
Auch der psychische Aspekt ist bei der Behandlung von Schlaganfall- Patienten nicht zu unterschätzen. Durch einen Schlaganfall ist ein Mensch aus seinem routinierten Leben, aus seinem Alltag – seinem »normalen Funktionieren« gerissen worden. Nicht umsonst heißt es sprichwörtlich: »Es hat ihn der Schlag getroffen«. Der so zum Patienten gewordene Mensch ist im wahrsten Sinne des Wortes aus seiner Mitte, aus seinem körperlichen Lot und seiner psychischen Balance geschlagen worden und fühlt sich »fassungs- und hilflos«. Auf mental-emotionaler Ebene erleben wir immer wieder, dass die Klangmassage aufgrund der angenehmen, entspannenden und »beglückt« machenden Wirkung viel »Vorarbeit« leistet und sich der Patient quasi von innen heraus beschwingt und motiviert fühlt. Es scheint, als würde durch die Klangmassage wieder Leben (Bewegung/Schwingung) nicht nur in die körperlichen, sondern auch die seelisch-mentalen Lähmungen, wie Antriebslosigkeit, Resignation, Stagnation und Hoffnungslosigkeit kommen.
Der Patient hat erlebt, wie ihn sein Körper im Stich gelassen hat. Dieses Trauma muss erst verarbeitet werden, besonders dann, wenn dem Patienten größere Behinderungen widerfahren sind und man von »Jetzt auf Gleich« auf fremde Hilfe angewiesen ist. Aber auch bei kleineren körperlichen Ausfällen besteht die berechtigte Angst, dass den Patienten ein weiterer Schlaganfall treffen könnte.
Durch den gezielten Einsatz von harmonischen, obertonreichen Klängen der Klangschalen kann positiv auf diesen äußerst wichtigen Faktor »Angst« eingegangen werden. Sorgen, Ängste, Grübeln etc. können ins Fließen gebracht werden, ein Prozess des Loslassens stellt sich ein und die Betroffenen zeigen mehr Freude, Zuversicht und Gelassenheit.
Mit dem Klang einer oder mehrerer Klangschalen und der entstehenden Vibration kann auf all den oben genannten Ebenen Resonanz und eine erhebliche Unterstützung des Genesungsprozesses erzielt werden. Über diese Impulse von außen werden innere Selbstheilungskräfte in Gang gesetzt, die auf die Gesundheit stärkend und fördernd wirken und sich mitunter in zum Teil verblüffenden Heilungsprozessen äußern.
Zusammenfassend ist festzustellen, dass die oben beschriebene positive Wirkung einer Klangmassage im körperlichen und seelisch-emotionalen Bereich bei Schlaganfall-Patienten deutlich erkennbar ist.
Klang und Schwingung haben eine höchst zentrierende Energie, die gleichermaßen und gleichzeitig auf den Menschen einwirkt. Nicht selten kann eine körperliche Rehabilitation erst begonnen werden, wenn eine Stabilisierung auf psychisch-emotionaler Ebene erreicht ist und der Patient aus seiner depressiv verstimmten, teils weinerlichen Stimmung, sowie dem Gefühl der totalen Überforderung und Hilflosigkeit heraus begleitet werden konnte und ein Vertrauensverhältnis zum Therapeuten aufgebaut werden konnte. Dadurch gewinnt der Patient innerlich zunehmend an Ruhe und Entspannung, entwickelt Zuversicht und Hoffnung, und sein Glauben an eine/seine gesundheitliche Verbesserung sind damit Motivation für die angesetzte ganzheitliche Therapie und für seine eigene Mitarbeit (Compliance).
Überdurchschnittlich viele positive Beispiele belegen, dass die Methode der Peter Hess-Klangmassage den Menschen im ganzheitlichen Sinn erreicht und mit sehr individuellen Reaktionen in Form von subjektiven und objektiven Verbesserungen des Gesundheitszustandes einhergeht.
Fallbeispiele
Frau R., Hemiplegie links mit Sensibilitätsausfällen
Frau R. ist eine 40-Jährige attraktive Frau, die eine Hemiparese links erlitten hat. Frau R. hatte viel Sport getrieben, ernährte sich gesund, ohne Alkohol und Rauchen. Bis zu ihrem Schlaganfall war Frau R. als Dekorateurin berufstätig. Ich lerne die Patientin drei Wochen nach dem Schlaganfall kennen. Ihr Gangbild ist unauffällig, nur beim längeren Laufen fühlt sie sich schlapp und das linke Bein wird lahmer, so ihre eigene Beschreibung. Ihre symptomatischen Beschwerden sind eher sensorischer Natur im Gesicht und Arm betont. Die messbare Handkraft ist unauffällig und ergibt 0,6 bar in der rechten Hand (Rechtshänderin), gegenüber 0,5 bar in der linken, betroffenen Hand. Die Patientin leidet unter schweren Sensibilitätsausfällen in der linken Hand und mäßigen Sensibilitätsstörungen in der linken Gesichtshälfte, wodurch Mimik und Artikulation nicht betroffen sind. Jedoch ist die Kontrolle über Fein- und Grobmotorik in der linken Hand total gestört. Das äußert sich vor allem bei Tätigkeiten, die sie mit der linken Hand oder eben auch beidhändig ausführen möchte, durch mangelnde Koordination und Geschicklichkeit. Ohne Augenkontrolle greift sie daneben oder auch zufällig richtig, spürt aber nicht, ob sie etwas und wie sie etwas in der Hand hält. Durch die fehlende sensorische Rückmeldung ist auch die Kraftdosierung zum Greifen nicht unter Kontrolle, d.h., sie drückt eher zu fest zu und gibt all ihre vorhandene Kraft als Kompensation für die fehlende Sensibilität.
Ziel der Ergotherapie war es, bei dieser Patientin, die Oberflächen- und Tiefensensibilität zu fördern, um dadurch eine verbesserte Fein- und Grobmotorik und Handkoordination zu erreichen.
Für mich war schnell klar, dass ich zur Verbesserung der Oberflächen- und Tiefensensibilität mit der Klangmassage bei der Patientin arbeiten würde. Zuerst bekam Frau R. eine Gelenkschale auf die gesunde rechte Hand gestellt. Dies dient neben dem Kennenlernen der Methode und dem normalen Spüren der Vibrationswirkung auch dem Vergleich zwischen der gesunden Hand, die zuerst mit Klang behandelt wurde, und dann der betroffenen Hand.
Wichtig dabei ist es, folgende Fragen mit der Patientin zu reflektieren: Was kommt an sensorischen Informationen an? Gewicht, Temperatur der Klangschale (Metall fühlt sich eher kalt an), die Materialkonsistenz (hart und fest), wie die Vibration (wo genau, wie intensiv, wie weit ausbreitend)? Nach diesem Ersttermin folgten fünf weitere 30-minütige Behandlungssequenzen. Um die Vorteile dieser Methode ganz auszuschöpfen, erklärte ich Frau R., dass ich sie im Liegen weiter behandeln möchte, bevorzugt in Bauchlage. Dadurch können mit weiteren Klangschalen auch der Rücken (das zentrale Nervensystem), Schultern und Arme sowie die Fußsohlen (mit Reflexzonen, die ebenfalls eine Ganzkörperstimulation ermöglichen) behandelt werden. Zur Abrundung und Verstärkung der Ganzheitlichkeit wurde gelegentlich auch die Vorderseite (dann in Rückenlage) miteinbezogen. Von Mal zu Mal konnte Frau R. minimal mehr in der betroffenen Hand wahrnehmen – mal ein Ziehen, mal ein leichtes Kribbeln.
An dieser Stelle möchte ich Frau R. selbst zu Wort kommen lassen:
»Durch einen Schlaganfall habe ich Sensibilitätsstörungen bis hin zur Gefühllosigkeit (linke Hand, linke Gesichtshälfte). Durch die Klangmassage wurden die Beschwerden teilweise verringert und mein Körper, der durch die Krankheit sehr gestresst war, entspannte sich mehr und mehr. Während der Behandlung (5-mal an Händen, Füßen und Rumpf) mit den Klangschalen steigerte sich die Intensität. Die Vibrationen wurden von Mal zu Mal von mir als intensive Wellen, die durch den Körper wandern, empfunden. Die Entspannung setzte immer früher ein, die verkrampften Körperregionen entspannten schneller, die ‘innere Massage’ führte zur besseren Durchblutung des linken Beines und des Fußes. Es breitete sich ‘wohlige Wärme’ im ganzen Körper aus und ich fühlte, wie die Nerven und Muskeln der geschädigten Körperseite anfingen zu arbeiten und vor allem merkte ich, dass in der linken Hand ‘noch Leben’ ist, so dass ich hoffe und auch glaube, dass sich das Gefühl für Empfindungen irgendwann wieder voll einstellen wird. Mein persönliches Fazit: Eine sehr sanfte und vor allem effektive Therapie!«
Zwischendurch erlebte ich die sehr aufgeschlossene und hoch motivierte Patientin auch mit einer »Heulkrise« über die Unfassbarkeit ihres Zustandes in ihrem jungen Alter und ohne typische Risikofaktoren.
An solchen Tagen, habe ich die Patienten mit Gesprächen und Empathie begleitet, und darüber hinaus auch mit den wohltuenden, beruhigenden, zentrierenden Klängen und ihr so Gefühle von Vertrauen und Zuversicht vermitteln können. Ich erlebe in der Praxis, dass diese nachvollziehbaren Phasen der Verzweiflung schneller überwunden werden und in das wiederkehrende Erleben münden, dass auch ein krank gewordener Körper wieder Wohltuendes, Gutes, Entspannendes und Stärkendes erfahren kann.
Bei Frau R. war auch zu erkennen, wie motivationssteigernd die Klangmassage bei ihr nachwirkte, was dazu führte, dass sie ihren ganzen Ehrgeiz einsetzte, ihre linke Hand wieder sinnvoll zu gebrauchen. So nutzte sie jede sich bietende Gelegenheit, bewusst die linke Hand einzusetzen, auch wenn sie dies einhändig schneller hätte machen können. In der Handwerksgruppe überzeugte sie, indem sie beidhändig einen Korb flechten lernte, wobei sie die linke Hand mit Augenkontrolle als Haltehand einsetzte. Unglaublich stolz war sie, als sie sich beidhändig die Haare wieder zusammenbinden konnte.
Nervenregeneration braucht oftmals viel Zeit und leider hatten wir während des dreiwöchigen Aufenthalts von Frau R. nur sechs Einzeltermine. Jedoch konnte Frau R. in dieser kurzen Zeit den Wert der sensorischen Stimulation erleben und erkennen. Wichtig ist es, in dieser oder ähnlicher Weise zu Hause oder in ambulanter Behandlung fort zu fahren.
Herr H. – Hemiplegie rechtes Bein
Meine erste Begegnung und Erfahrung mit der Klangmassage
Ein Erfahrungsbericht von K. H., Bad Driburg, 29.10.2006
Ich, männlich, 65 Jahre alt, hatte am 21.09.2006 einen Schlaganfall und war von da an rechtsseitig gelähmt und auf den Rollstuhl angewiesen. In der Klinik Dreizehnlinden (Bad Driburg) lernte ich die Therapeutin Frau Rieckmann kennen, die mir bei unserer ersten Begegnung die Klangmassage erklärte und anschließend auch anwandte. Ich stand dieser Methode noch sehr skeptisch gegenüber, da sie ja noch für mich bis dato unbekannt war. Während der Behandlung merkte ich aber, wie mein Körper sich immer mehr entspannte und wie ich die Schwingungen, die die Klangschalen erzeugten, wahrnahm. Nach dieser ersten Behandlung konnte ich meine Freudentränen nicht mehr zurückhalten, da ich mein gelähmtes Bein etwa 10 Zentimeter anheben konnte!
Die dritte Behandlung machten wir dann in der Bauchlage und die Klangschalen wurden auf dem Rücken positioniert. Meine Rückenmuskulatur verkrampfte sich und schmerzte sehr. Durch die Klangwellen lösten sich die Krämpfe und waren wie durch ´ein Wunder´ verschwunden. Nach weiteren Behandlungen wurde ich immer ruhiger, nahm die Schwingungen immer deutlicher auf und meine Genesung machte große Fortschritte. Heute, nach 4-wöchiger Behandlung mache ich schon meine ersten Schritte und bin guter Hoffnung, in den nächsten Wochen und nach einigen Behandlungen mit der Klangmassage den Rollstuhl für immer verlassen zu können. Da diese Methode große Wirkung zeigte, hoffe ich, dass sie von den Krankenkassen genauso wie die Akupunktur anerkannt wird.
Mit freundlichen Grüßen und Erfolgswünschen, Ihr Klaus H.
Herr H. hat die Klinik voller Stolz und Freude zu Fuß, selbständig und ohne Hilfsmittel verlassen! Seinen Rollkoffer zog er dabei hinter sich her bis zu dem Auto, das ihn abholte.
Zusammenfassung:
Wenn die betroffene Körperseite unmittelbar nach einer Klangmassage mit erstmaliger aktiver Bewegung in einer Extremität (Arm oder Bein) reagiert, zeigt sich, dass diese Fähigkeit auch tatsächlich bestehen bleibt und sich weiter steigern lässt. Durch Klang und Vibration wird das Nervensystem stimuliert und der Muskeltonus relativ ausgeglichen. Die Voraussetzungen sind optimal, die neu gewonnenen Fähigkeiten unter therapeutischer Anleitung in Alltagssituationen zu integrieren und immer adäquater anzuwenden.
Schlussgedanken
Zusammenfassend möchte ich sagen, dass ich die Peter Hess-Klangmassage als »Ganz-Mensch-Methode« erlebe und einsetze. Die Anwendung der professionellen Klangmassage bringt überdurchschnittlich großen therapeutischen Erfolg, gepaart mit viel Freude und zuversichtlicher Motivation, in das Leben der Patienten und der damit arbeitenden Therapeuten. Für mich ist mein berufliches Engagement und mein privates Leben – meine Gesundheit (präventiv- kurativ!) und die meiner Familie – ohne Klangschalen und deren zuverlässiger Wirkung nicht mehr vorstellbar.
Häufig habe ich von meinen Patienten erfahren, dass die Behandlung mit der Klangmassage für sie eine wunderbare, ja beglückende Erfahrung ist, für die sie sehr dankbar sind. Die Reaktionen meiner Patienten reichen von zumeist spontaner Faszination bis gelegentlich anfänglicher, zurückhaltender, kritischer Skepsis, die sich beim Einlassen auf die Behandlung dann sehr schnell in Verwunderung bis hin zur Überzeugung wandelte. Voller Dankbarkeit haben viele, zum Teil über 80 oder 90 Jahre alte Patienten, die schon viel Leid und Schicksalsschläge in ihrem Leben durchgemacht hatten, immer wieder strahlend geäußert: »Dass ich so etwas Schönes noch erleben darf.«
Auszüge aus: Angelika Rieckmann: Klangmassage in der Neurologie bei Schlaganfallpatienten, in: Hess/Koller (Hrsg.): Klangmethoden in der therapeutischen Praxis, Verlag Peter Hess, 2009, S. 10 1ff.
Angelika Rieckmann
ist Ergotherapeutin und autorisierte Ausbilderin in der Peter Hess-Klangmassage. Sie ist ferner Bobath-Therapeutin, NLP-Practitioner (DVNLP) und verfügt über Berufserfahrungen in den Bereichen Neurologie, Orthopädie, Rheumatologie in Reha-Kliniken in der Schweiz und Deutschland, Pädiatrie/Frühförderung und Behindertenarbeit. Privatpraxis und Schule für Achtsamkeit mit Klang- und Seminarraum in Bad Driburg
Von Dr. med. Bärbel Fichtl
Im Rahmen von regulären, stationär durchgeführten Alkohol- und Drogenentzügen wurden circa 400 Klangmassagen auf renommierten Entzugsstationen in Wien und Niederösterreich durchgeführt. In den begleitenden Erhebungen wurde auf die Akzeptanz der Methode, die Beeinflussung von Schmerz- und Stimmungszuständen, sowie auf mögliche Veränderungen des Verhaltens Bezug genommen. Die Patienten wurden dabei einzeln und standardisiert befragt. Das Ergebnis der Befragung sowie die Beobachtung der durchführenden Fachkräfte lässt folgende Rückschlüsse zu: Die Klangmassage setzt als non-verbale und körperorientierte Methode an folgenden Punkten an:
1. Psychodynamische Einflussnahme
vertrauensbildend – stabilisierend – ressourcenorientiert – regressionsfördernd und nachnährend
Die häufig bestehende misstrauische Haltung von Suchtkranken gegenüber Einflussnahme von außen ist im Fall der Klangmassage verschwindend gering. 98 Prozent der Patienten konnten das Angebot nützen, ohne es, wie es häufig bei anderen angebotenen Methoden geschieht, abzuwerten oder sich dem Angebot zu entziehen.
Die Klangmassage zeichnet sich also durch ein besonders hohes Ausmaß an Akzeptanz beim einzelnen Patienten aus. Die Anwendung der Klänge wurde durchgehend als angenehm erlebt. Lediglich 0,2 Prozent der Patienten wollten von dem Angebot keinen Gebrauch machen.
Rückmeldungen wie: »Ich habe mich umsorgt und geschützt gefühlt«, decke sich mit den objektiven Beobachtungen.
Da es sich dabei um ein nonverbales Verfahren handelt, tritt die Person des Klanggebenden/Klangbehandlers in den Hintergrund. Negative Übertragungsphänomene finden daher weniger statt.
Die Patienten konnten stärkende und positive Erfahrungen auf der körperlichen und auch auf der Beziehungsebene erleben.
2. Einflussnahme auf emotionaler Ebene
Durch das Zusammenwirken von Klang und Entspannung findet eine Einflussnahme auf das Auftreten von hochenergetischen Gefühlen statt. Das Erregungsniveau wird unmittelbar aber auch langfristig gesenkt. Unter dem Phänomen der »affektiven Resonanzdämpfung« versteht man die Dämpfung heftiger Gefühle, wie Wut, Angst und Leere, die Menschen in krisenhafte Zustände versetzen können.
Gestörtes Affekterleben und mangelnde Impulskontrolle gelten als Charakteristika des suchtkranken Menschen, die in der Literatur immer wieder als große Belastung beschrieben werden. Gefühle von Minderwertigkeit, Langeweile, Einsamkeit, Leere, Depression oder Angst werden wesentlich elementarer, bedrohlicher und unerträglicher erlebt als beim Gesunden.
Diese Gefühle, derer der Süchtige Herr zu werden versucht, sind so ängstigend und überwältigend, als dass er sie zu Bewusstsein gelangen lassen könnte. Vielmehr erlebt er sich seinen Gefühlen ausgeliefert wie ein Säugling und empfindet einen diffus-schmerzhaften, beängstigenden und überwältigenden Uraffekt. Die Droge dient dabei zur Unlustvermeidung, da es sonst zu einer Reizüberschwemmung kommen würde.
Durch die regelmäßige Anwendung der Peter Hess®-Klangmassage findet eine Dämpfung dieses Uraffekts statt. Der Süchtige erlebt die jeweilige Situation weniger bedrohlich und kann damit aktiv in das Geschehnis eingreifen. Dies steigert seine Konfliktfähigkeit im Umgang mit anderen Menschen. Seine Frustrationstoleranz steigt, und damit seine Ich-Stärke. Unsere Patienten gewannen dadurch mehr Sicherheit im Umgang mit anderen. Bei Einzelnen wurde damit eine weitreichende Veränderung des Verhaltens möglich gemacht.
3. Einflussnahme auf der Wahrnehmungsebene und im Ich-Erleben
Durch die Reduktion von einvernehmenden Gefühlen kommt es zu einer weniger angstbesetzten Selbst- und Fremdwahrnehmung. Die Sinneswahrnehmung wird dadurch differenzierter. Dies ist möglicherweise auf die starke akustische und taktile Stimulation durch die Klangschalen zurückzuführen. Die Tendenz, die Wahrnehmungen zu interpretieren lässt ebenfalls nach. Der Patient erlebt sich selbst in einem Zustand des »So Seins«. Dieser neue Zustand des sich selbst Erlebens ist per se heilend. Auch wenn der Betroffene sich für einen anderen Weg entscheidet (z.B. wegen eines hohen sekundären Krankheitsgewinns), so prägt sich dieser neu erlebte Zustand in sein Empfinden ein.
Der Patient merkt vorerst während der Klangmassagen, dass es ihm leichter fällt einzelne Klänge und Töne zu unterscheiden. Seine Konzentrationsfähigkeit verbessert sich. Das zu Beginn vorkommende »rasche Wegkippen« oder auch die »überkontrollierte« Haltung weichen nach und nach einem Ruhezustand, der der einfachen Erholung dient. Man gewinnt den Eindruck, als würde der Patient einen lange währenden Kampf aufgeben können.
4. Einflussnahme auf biochemischer Ebene
a) Das vegetative oder autonome Nervensystem (Sympathikus- Parasympathikus) reguliert vor allem Atmung, Blutkreislauf, Stoffwechsel, Wärme- und Wasserhaushalt des Körpers. Im körperlichen Entzug kommt es zu einer vegetativen Dysregulation, wie Zittern, Schwitzen, Unruhe, Nervosität, Angstzuständen, Muskelkrämpfen, etc. Durch die Anwendung der Peter Hess®-Klangmassage in der Entzugsphase erfolgt eine Regulierung der vegetativen Überreaktion. Damit ist die Klangmassage eine wesentliche Ergänzung zu den herkömmlichen Entzugsmaßnahmen, wie der medikamentösen Therapie und den Infusionsbehandlungen.
Ein überwiegender Teil der Patienten hat eine Verminderung dieser Entzugssymptome während der Klangmassage erlebt, bis max. 3 Stunden anhaltend.
b) Durch den bei der Klangmassage hervorgerufenen Entspannungszustand erfolgt eine Anregung der Endorphinausschüttung. Endorphine sind körpereigene Opiate, die eine Aufhellung der Stimmung und eine Schmerzlinderung bewirken können. Dabei mussten wir feststellen, dass es nur bei einigen unserer Patienten zu einer Verbesserung der Stimmung kam. Eine Verminderung der schmerzhaften Muskelkrämpfe, die ebenfalls auf die vermehrte Ausschüttung der Endorphine zurückgeführt werden kann, konnte jedoch deutlich besser beeinflusst werden.
5. Einflussnahme auf der Verhaltensebene
Eine konsequente Durchführung einer Klangmassage führt sukzessive zu einer Veränderung der Verhaltensweisen. Mehrere Patienten beschrieben einen deutlichen Rückgang von konfliktbehafteten Situationen. Sie beschrieben sich selbst als ausgeglichener, weniger reizbar und selbstsicherer im Umgang mit anderen.
6. Einflussnahme auf die Mechanorezeptoren und feinen Nervenendigungen der Haut und der Gelenke
Durch die Stimulierung der Fußsohlen und Unterschenkel mittels des vibrationalen Reizes der Klangschwingungen wird die Tiefensensibilität angeregt und die Durchblutung in diesem Gebiet gefördert. Damit wird die gefürchtete Polyneuropathie (PNP) des Alkoholikers positiv beeinflusst. Bei der PNP handelt es sich um einen Niedergang der peripheren Nervensysteme in Händen und Füßen durch toxische Vorgänge. Der Betroffene verliert die Berührungsempfindung in diesem Bereich. Da er seine Fußsohlen nicht mehr spüren kann, kommt es auch zu erheblichen Gangstörungen.
Durch die Klangmassage werden die feinen Nervenendigungen stimuliert. Dabei wird das Hauptaugenmerk auf das Gebiet zwischen der Austrittsstelle der Nervenwurzel im Rückenmark und den peripheren Endzonen gelegt. Die Empfindungen kehren in den meisten Fällen bei gleichzeitiger Abstinenz rasch wieder zurück.
Zusammenfassung
Die Peter Hess®-Klangmassage kann im Rahmen der Sucht-Therapie folgende Aspekte positiv beeinflussen:
– Gute Beeinflussung der vegetativen Symptomatik in der Entzugsphase:
- Schwitzen
- Zittern
- Unruhe
- Angstzustände und Schmerzzustände im Entzug
- Bei Schlafstörungen: Deutliche Verbesserung des Einschlafens, weniger Albträume.
– Gute Beeinflussung von Langzeitfolgen des Suchtmittelabusus wie:
- Polyneuropathie
- Ödembildungen.
– Gute Einsatzmöglichkeiten im Rahmen von therapeutischen Interventionen
– Dekonditionierung
– Entkopplung der »Angstschleife«
– Reduktion selbstzerstörerischen Verhaltens
– Erhöhung der sozialen Kompetenz:
- Deutlich höhere Konfliktfähigkeit
- Weniger impulsive Handlungen
- Gelassenere Haltung
- Die Patienten fühlen sich weniger bedroht und persönlich angegriffen.
– Stärkung des Kern-Selbst und der Selbstfunktionen (Definition des Selbst im Sinne der Gestalttherapie nach Fritz Perls):
- Stärkung der Selbstwahrnehmung
- Besserer Zugang zu Gefühlen und eigenen Bedürfnissen, Entwicklung einer »authentischen Persönlichkeit«
- Weniger Überlagerung durch wenig kontrollierbare und heftige Empfindungen wie Hilflosigkeit, Einsamkeit, Wut, Angst, Machtlosigkeit und Leere im Sinne einer Selbstaktualisierung
- Mobilisierung wichtiger Selbstfunktionen für das bewusste Handeln im Umweltfeld. – Stabilisierung Verbesserung der Ich-Struktur, Erhöhung der Belastbarkeit.
Praxisbeispiel: Herr H.
Herr H. kommt nach einem 8-wöchigem stationären Aufenthalt in einer Psychiatrischen Klinik erstmals in die psychotherapeutische Praxis. Er leidet seit zwei Jahren unter Depressionen und Angstzuständen, die er durch kompensatorisches Trinken von Alkohol versucht unter Kontrolle zu bringen.
Bei Erhebung der Anamnese zeigt sich ein maßregelnder, zu Aggressionsdurchbrüchen neigender dominanter Vater, der die gesamte Familie des Patienten bestimmte. Herr H. wurde von ihm seit Kindheit an zu Arbeiten in der Landwirtschaft herangezogen, wobei er sich kaum widersetzen durfte. Insgesamt war das Leben von Herrn H. durch Arbeit, Pflicht und Verantwortung bestimmt. Er heiratete früh, zog mit seiner Frau drei Kinder groß, baute ein Haus und ging seiner Arbeit in einer Baufirma nach. In seiner Freizeit half er Freunden, Kollegen und Geschwistern auf deren Baustellen. Kurz vor seinem 40. Geburtstag kam es aufgrund verschiedener Konflikte in der Firma und Streitigkeiten mit der Ehefrau zu einem Nervenzusammenbruch. Von da an litt er unter Angstzuständen mit erheblicher körperlicher Symptomatik, depressiven Verstimmungen und massiven Schlafstörungen. Der Patient befand sich auch während der psychotherapeutischen Sitzungen in einem sehr aufgebrachten Zustand. Er war zittrig und unruhig. Wenn er über seine Sorgen und Belastungen berichtete, traten Schweißausbrüche auf. Er konnte sich kaum konzentrieren. Aufgrund der heftigen körperlichen Beschwerden wurde parallel zu den therapeutischen Gesprächen mit Klangmassagen begonnen.
Während der ersten Sitzung kam es zu einer geringfügigen Steigerung der vegetativen Symptomatik. Zittern, Unruhe und Angstzustände verstärkten sich bei gleichzeitig eintretendem Wohlgefühl, d.h. der Patient nahm zwar eine Zunahme der Beschwerden wahr, befand sich jedoch zu diesem Zeitpunkt bereits in einer entspannten körperlichen Verfassung, sodass er die Symptome als kaum bedrohlich empfand. Entspannung gilt dabei als angstinkompatibler Zustand, der imstande ist, diese zu reduzieren oder zu löschen. Es kam also zu einer »Entkopplung« der Angstschleife. Die Beschwerden liefen ohne die entsprechende gefühlsmäßige Zuordnung und Interpretation ab. Im Laufe der Sitzung überwogen die angenehmen Körpergefühle wie Wärme und ein Gefühl des »Gehalten Seins«, das der Patient mit der Umarmung seiner Frau verglich.
Bereits nach der dritten Klangmassage war eine gute Regulierung der vegetativen Symptomatik gegeben. Zittern, Unruhe und Schweißausbrüche waren kaum mehr vorhanden. Herr H. wirkte insgesamt ruhiger und gesetzter. Überfallsartig auftretende Angstattacken, wie er sie von früher kannte, waren selten geworden.
Weiterhin gelang es ihm, seine von Beginn an, sehr ausgeprägt überkontrollierende Haltung aufzugeben und mehr Vertrauen zu fassen. Situationen, die ihn vorher ängstigten, riefen keinerlei Verunsicherung mehr hervor. Er war also in der Lage, ein gewisses Maß an Urvertrauen zu entwickeln, was als wichtiger Hinweis für ein positives Wachstum seiner Ich-Strukturen gelten kann.
Zusätzlich begann er, tagsüber mehr Ruhepausen einzulegen und auf seinen natürlichen Körperrhythmus zu achten.
Das Einschlafen abends fiel ihm – im Gegensatz zu vorher bestehenden Einschlafstörungen – deutlich leichter. Die Trauminhalte veränderten sich. Es stellten sich plötzlich hilfreiche Hinweise für berufliche Entscheidungen ein. Es schien, als würde er nachts einen besseren und schnelleren Zugang zu seinen Wünschen und Bedürfnissen finden, als tagsüber, wenn er mehr Kontrolle über seine Gedanken und Fantasien hatte.
Obwohl er seine »geringere« Leistungsfähigkeit oft noch als Kränkung und Entwertung erlebte, konnte er die Tatsache, dass er nun einen deutlich besseren Zugang zu seinen Bedürfnissen und Empfindungen besaß, als positive Veränderung in seinem Leben werten. Er begann nun sich in den psychotherapeutischen Prozess vermehrt einzulassen und sein »neues Selbst« zu begrüßen. Die Abstinenz fiel ihm leicht, da er genügend Stabilität aufgebaut hatte, um sich den weiteren Prozessen zu stellen.
Auszug aus: Dr. med. Bärbel Fichtl: Die Anwendung der Klangmassage in der Suchttherapie, in: Hess/Koller (Hrsg.): Klangmethoden in der therapeutischen Praxis, Verlag Peter Hess, 2009, S. 176 ff.
Dr. med. Bärbel Fichtl
geb. 1965, Ärztin für Allgemeinmedizin, Assistenzärztin für Psychiatrie, Psychotherapeutin in eigener Praxis seit 1998. Langjährige stationäre Erfahrung in der Durchführung von Alkohol- und Drogenentzügen und in der ärztlichen und psychotherapeutischen Betreuung von Suchtkranken (Anton-Proksch Institut Kalksburg, Therapiezentrum Ybbs, Landesklinikum Mauer). Unterrichtstätigkeit für Krankenpflegeschulen in Niederösterreich. Supervision und Coaching für soziale Einrichtungen. Unterrichtstätigkeit in der Peter Hess®-Klangmassage für die Peter Hess Akademie in Wien, Österreich seit 2001.
Seit März 2008 in der ambulanten Betreuung von psychiatrischen Patienten für den PSD (Psychosozialen Dienst) der Caritas tätig.
Ich bin 57 Jahre alt und arbeite mit Klang und Shiatsu in eigener Praxis in Unterzeitlbach, nördlich von München. Mein Tätigkeitsbereich umfasst auch Kinesiologie, Rückenschule nach Dorn, Breuß-Massage, Thailändische Fuß- und Ölmassage sowie Seminarleitung in der Erwachsenenbildung.
Seit 2006 arbeite ich in München in betreuten Wohneinrichtungen der Lebenshilfe, momentan sind es vier. Etwa einmal im Monat kommen zwischen 18 und 20 Bewohner in Einzelsitzungen in den Genuss einer Klangmassage von 30 – 45 Minuten. Die Menschen, mit denen ich dort arbeite, haben die verschiedensten Arten von Behinderungen. Es sind Menschen dabei mit Down-Syndrom, Erwachsene mit Hyperaktivität, Autisten, Spastisch gelähmte Menschen, Menschen mit Verhaltensstörungen, Angststörungen, erhöhter Aggressionsbereitschaft und zum Teil mehrfach geistig und körperlich behinderte Menschen.
Vor der ersten Klangmassage spreche ich meine Art zu arbeiten mit den Betreuern durch. Mein Ansatz ist, Entspannung anzubieten und jeder kann und darf für sich und zu seinem höchsten Wohle nehmen, was im Moment für ihn passt und wichtig ist. Ich lege Wert darauf, dass auf jeden Fall bei der ersten Klangmassage ein Betreuer, eine für den behinderten Menschen vertraute Person dabei ist, um ihm Sicherheit zu geben. So sieht der Betreuer auch, wie ich arbeite und mit den Menschen umgehe und kommt außerdem auch in den Genuss der Klänge. Für die meisten Betreuer ist es der erste Kontakt mit Klangmassage und es kommen Reaktionen wie: „Jetzt wäre ich beinahe eingeschlafen“, „Das geht ja durch und durch“, „Das ist richtig Klasse, da geschieht ganz schnell Entspannung“.
Allgemeines
Es ist mir wichtig, einen äußeren und inneren Raum zu schaffen, in dem sich der Betreute geborgen und behütet fühlt. Es entstehen im Laufe der Anwendungen Rituale, die sehr wichtig sind, weil sie den betreuten Menschen Vertrauen und Sicherheit geben. So möchten sie oft, dass immer die gleichen Schalen verwendet werden und der gleiche Anfang gemacht wird. Es ist teilweise schwierig, neue Elemente einzubauen, es braucht viel Zeit und Geduld bis diese zugelassen bzw. angenommen werden. Es ist immer absolute Aufmerksamkeit erforderlich, da jederzeit mit plötzlichen Reaktionen (z.B. Umdrehen) zu rechnen ist.
Diese Menschen sind sehr direkt und ehrlich. Das kann zu manchen Überraschungen führen, wie z.B. einen Kuss zu bekommen, innig gedrückt zu werden, gestreichelt zu werden, aber auch einmal die Schale in die Hand gedrückt zu bekommen („Genug!“). Selbst wenn eine Unterhaltung teilweise nicht möglich ist, bekomme ich auf ganz spe-zielle Art Rückmeldung, wie der Klang angenommen wird. Es entwickeln sich im Laufe der Zeit ganz persönliche „Spiele“ zwischen dem Nehmenden und mir.
Erfahrungen mit einzelnen Teilnehmern
Nach der ersten Klangmassage mit einem Erwachsenen mit Hyperaktivität meinte die Betreuerin: „So ruhig habe ich diesen Menschen in 15 Jahren nie gesehen. Wenn ich das im Fernsehen oder auf Video gesehen hätte, würde ich es nicht glauben.“ Dieser Mensch kam innerhalb von fünf Minuten in einen tiefen Entspannungszustand und konnte sich den bis zum Ende der Anwendung bewahren.
Ein anderer Teilnehmer wollte sich nicht hinlegen und den Klang lieber sitzend auf der Liege genießen. Ich hatte absolut keine Ahnung, wie das funktionieren sollte. Zuerst war Panik bei mir und ein riesiges Fragezeichen in meinem Kopf. Ich bemerkte dann gar nicht, dass ich die große Beckenschale vor seine Füße stellte und anschlug. Inzwischen flitzte mein Hirn durch sämtliche Skripten und suchte nach einer Lösung. Ich war soweit, dass ich innerlich Peter verfluchte, weil das nirgends behandelt worden war. Zwischenzeitlich hatte ich die Gelenkschale hinter dem Sitzenden aufgestellt und schlug beide Schalen im Wechsel an. Der Mensch gab mir dann zu verstehen, dass er jetzt bereit war sich hinzulegen: Ich war wieder auf sicherem Terrain.
Erst am Abend, als ich zu Hause die Anwendungen Revue passieren ließ, kam der „Aha-Effekt“. Es war der Moment gewesen, in dem ich auf der Basis der Klangausbildung meine ersten „eigenen“ Elemente aus der Not heraus entwickelte und feststellte: es funktioniert! Danke, Peter, dass ich mein Eigenes entwickeln kann und darf. Mit der Zeit lernte ich immer mehr, mich auf die Besonderheiten, Wünsche und Bedürfnisse der Menschen einzulassen und so für mich Neues zuzulassen und Vertrauen in meine eigene Intuition und Handlungsimpulse zu gewinnen.
Bei einem anderen Bewohner der Lebenshilfe rutschte mir die kleine Herzschale in Rückenlage ab und gegen sein Kinn. Ich war tief erschrocken und hatte wahrscheinlich einen hochroten Kopf. Der Betreute dagegen lachte aus vollem Herzen (über mein dummes Gesicht?) und wollte damit gar nicht mehr aufhören. Der Versuch, die Herz-schale mit einem Waschlappen zu stabilisieren, scheiterte an einem klaren „Nein!“. Mit diesem Menschen ist die sprachliche Verständigung schwierig. Er versteht mich, doch es ist mir kaum möglich, ihn zu verstehen. Außer er will es, wie bei diesem „Nein!“. Nun hat sich ein Spiel daraus entwickelt: Jedes Mal, wenn ich die Herzschale aufsetze, beginnt er zu lachen, ich habe den Eindruck er freut sich darauf, was passiert. Da ich die Herzschale jetzt mit einem Finger absichere (auf alle Versuche, sie anders zu sichern, kommt ein „Nein!“) versucht er, die Beckenschale durch Husten oder kräftige Bewegun-gen seines gut ausgebildeten Bauchs zum Rutschen und Hüpfen zu bringen. Das ist ihm zu meiner Verblüffung und seiner Freude auch schon gelungen.
Ein Teilnehmer gelangt nur in tiefe Entspannung, wenn ich die Zen-Schalen anspiele. Zwar ist er auch vorher schon ruhig und döst vor sich hin, aber das tiefe Absacken ge-schieht nur beim Spielen der hellen Schalen.
Ich führe die Menschen gerne vor Beginn der Klangmassage mit Worten zu ihrer Mitte und mache das natürlich auch bei den behinderten Menschen. Es kommt im Allgemei-nen auch gut an. Nur einer legte mir seinen Zeigefinger auf den Mund und machte „psst“: das war deutlich!
Einer der Menschen aus den betreuten Wohneinrichtungen fragte mich, ob Klang denn auch etwas für Tiere sei. Ich berichtete ihm von meinen Erfahrungen mit Hunden und Katzen und sagte ihm, dass auch Pferde Klang bekommen. Am Ende der Massage kam er hartnäckig wieder auf das Thema: Ob es denn bei allen Tieren möglich ist, mit Klang zu arbeiten? Als ich fragte, ob er denn an ein bestimmtes Tier gedacht hätte, platzte es förmlich aus ihm heraus: „Weißer Hai! Haha, haha…“
Ein anderer verweigert es, sich auf die Liege zu legen, er misstraut den dünnen Holz-beinen der Liege. Er ist ein Mensch mit Down-Syndrom und Parkinson. Wenn ihm das Zittern zuviel wird, legt er sich gerne auf den Boden, um sich zu stabilisieren. Inzwischen bereite ich eine Couch für ihn vor und nach anfänglichem Zögern legt er sich jetzt gerne dorthin. Anfangs beobachtete er genau, was ich tue, hielt die Schalen immer wieder an und freute sich dann, wenn sie wieder erklangen. In der Zwischenzeit ist er nach spätes-tens zwei oder drei Minuten in einer tiefen Entspannung, und am Ende der Klangmas-sage dauert es eine ganze Weile, bis er wieder im Hier und Jetzt ist. Sein erster Kom-mentar: „Montag wieder!“ (Ich arbeite dort Freitagnachmittag.)
Ein anderer Teilnehmer wollte den Klang beim ersten Mal sitzend auf dem Stuhl empfangen. In der Zwischenzeit ja kein Problem mehr für mich. Er ging sehr schnell in die Entspannung, aber auf meine Frage, ob er sich jetzt nicht doch hinlegen wolle, kam ein Kopfschütteln. Als er wenig später seitlich vom Stuhl zu kippen drohte, stützte ich ihn und er sagte: „Nächstes Mal liegen“.
Bei den teilnehmenden Hörbehinderten ist es so, dass sie fragen, ob sie ihre Hörgeräte abschalten dürfen, um so den Klang mehr über den Körper zu erfahren und ohne Nebengeräusche. Auch bei diesen Menschen tritt schnell eine tiefe Entspannung ein. Am meisten verblüffen und beeindrucken mich die Bilder, die die behinderten Menschen bei der Klangmassage haben und mir auch gerne weitergeben, wie z.B. Glocke, Orgel, Kirche, Himmel, Engel. Beim Einsatz vom Shanti kommt sehr oft: Spieluhr. Ein weiterer Kommentar eines Bewohners: „Das war das Schönste, was ich in meinem ganzen Leben erlebt habe“.
Manchmal frage ich mich tief in meinem Inneren: Wer bitte ist jetzt hier der Behinderte? Viele dieser Menschen haben im Monat 100 Euro Taschengeld zur Verfügung und sind gerne bereit, regelmäßig davon 20 bis 30 Euro für Klang auszugeben. Mich beeindruckt tief, wie viel ihnen die Klangmassage im wahrsten Sinne des Wortes wert ist.
Aus der Sicht der Betreuer
„Unsere Bewohner reden nicht viel über ihre Empfindungen, aber sie wirken ruhiger auf mich und sie freuen sich jedes Mal auf die Klänge.“ „Nach der Klangmassage sind die Menschen ausgeglichener.“ „Ein Bewohner unserer Einrichtung, der fast kein Wort sprach, ist jetzt mit vielen Worten gut unterwegs.“ „Einige möchten am liebsten jeden Tag Klang, können es gar nicht abwarten bis zum nächsten Termin. Es wird immer wieder nachgefragt, wann denn endlich der nächste Klang ist.“ „Das Verhalten in der Gruppe hat sich positiv verändert, die Bewohner sind kontaktfreudiger und umgänglicher.“ „Klang ist für einige im Moment das größte Bedürfnis, der größte Wunsch.“ „Die Betreuten wirken zufriedener.“
Aussage einer Krankengymnastin, die mit Betreuten arbeitet, die auch Klang bekommen: „Der gesamte Muskeltonus hat sich total geändert und ist viel weicher geworden. Genauso wird der Mensch auch in der Gruppe wahrgenommen: viel weicher und zugänglicher.“
Persönliches Fazit:
All diese Geschichten sind ein Teil der ganz persönlichen Erfahrungen, die ich in mehreren Jahren gemacht habe. Für mich ist Klangmassage mit behinderten Menschen im betreuten Wohnen eine sehr befriedigende Arbeit. Es ist ein sehr direktes, voll konzentriertes Arbeiten, das fordert und mit viel Freude und Spaß verbunden ist. Und es ist vielen, vielen Überraschungen gewürzt. Jeder einzelne Teilnehmer ist mir ans Herz gewachsen.
Aus den vielen Überraschungen (und manchem Schreck) heraus habe ich die größten Geschenke bekommen: Ich habe gelernt, mich in kurzer Zeit auf total verschiedene Charaktere einzustellen, eigene Elemente zulassen zu können und gelassen zu reagieren, was immer auch passiert.
In fast allen Fällen ist es den behinderten Menschen und mir gelungen, uns aufeinander einzulassen und das Ganze spielerisch anzugehen und geschehen zu lassen. Mit einem Menschen ist es noch nicht ganz gelungen, doch auch bei ihm werden die Ruhephasen länger und ich hoffe, auch hier in absehbarer Zeit vom „Kampf“ zum Spiel übergehen zu können.
Unterzeitlbach, im Oktober 2009
Wir laden alle unsere Ausgebildeten ein, uns Erfahrungsberichte über den Einsatz von Klangschalen in verschiedenen Arbeitsfeldern zu schicken. Eine Veröffentlichung auf unserer Homepage erfolgt dann in Absprache. Bitte wenden Sie sich an Frau Dr. Christina M. Koller
E-Mail: christina.koller@nullpeter-hess-institut.de
Weitere Berichte können Sie in den Ausgaben der Fachzeitschrift Klang-Massage-Therapie e.V. nachlesen:
www.fachverband-klang.de
Auf unserem Blog können Sie weitere interessante Berichte entdecken:
www.dieweltdesklangs.de